Szalárdi (Szalárdy) (von Rakosfalva), Mór (1851–1914), Mediziner

Szalárdi (Szalárdy) (von Rakosfalva) Mór, Mediziner. Geb. Pest (Budapest, H), 13. 4. 1851; gest. ebd., 18. 10. 1914; mos. Nach seiner Schulausbildung stud. S. Med. an den Univ. London, Paris und Wien; 1874 Dr. med. in Wien (nicht nachweisbar). 1875–79 Ass. am Rochusspital in Budapest, erhielt er 1881 als Erster die Priv.dozentur für med. Statistik an der Univ. Budapest, womit er diese Disziplin in Ungarn einführte. S. gilt als Reformer des ung. Waisenwesens. Sein Verdienst liegt v. a. in der institutionellen Organisation des Kinderasyl- und Findelwesens. Bereits ab den späten 1870er-Jahren war er bestrebt, die soziale und med. Versorgung, aber auch die rechtl. Stellung von Waisen und unehel. Kindern zu verbessern. 1885 gründete er das Findelhaus des Weißen Kreuzes in Budapest, das in kurzer Zeit zahlreiche Zweigstellen in Ungarn eröffnete. 1898 wurde das Findelhaus vom Staat übernommen und S. erhielt die Stelle des Primararztes im staatl. Budapester Kinderasyl; 1909 i. R. S., der zu den bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der ung. Pädiatrie zählt, befasste sich in seinen wiss. Arbeiten v. a. mit der Bekämpfung der Säuglings- und Kindersterblichkeit, mit Fragen zur Prostitution sowie mit Geschlechtskrankheiten, insbes. mit Syphilis. Hervorzuheben sind seine Arbeiten über die künstl. Ernährung von Säuglingen. Neben zahlreichen Monographien publ. er Fachbeitrr. im „Pester Lloyd“.

W.: A közárvaház és a gyermekhalandóság Magyarországon, 1879; Der gegenwärtige Stand des Findelwesens in Europa, 1896; Halandóság a csecsemőkorházakban, 1898; Les enfants abandonnés, 1900; A lelencügy, 1902; Intézeti gyermekápolás, 1903; etc.
L.: Das geistige Ungarn; Hdb. jüd. AutorInnen; M. Életr. Lex.; M. Zsidó Lex.; Szinnyei; A. Emed, in: Orvosi Hetilap 145, 2004, S. 1868f.; H. Morgenstern, Jüd. Biograph. Lex., 2. Aufl. 2011.
(K. Kapronczay)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 108f.
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