Szaster, Antoni (1759–1839), Mediziner und Pharmakologe

Szaster Antoni, Mediziner und Pharmakologe. Geb. Krakau, Kg.reich Polen (Kraków, PL), 1759; gest. Krakau, Freie Stadt (Kraków, PL), 10. 9. 1839. Sohn eines Arztes, Bruder von Wincenty S. (s. u.); ab 1793 verheiratet mit Anna S., geb. Andrzej, Erbin der Apotheke Pod Słońcem. – Nach Besuch des Collegium Nowodworskie stud. S. 1774–77 an der Univ. Krakau; 1777 Dr. phil. Kurzzeitig arbeitete er als Lehrer am Collegium Nowodworskie, danach wirkte er bis 1782 in der Szkoła Mariacka in Krakau und ließ sich nebenbei vermutl. privat in Med. bei Andrzej Badurski ausbilden. 1785–89 stud. S. Med. an den Univ. Wien (nicht nachweisbar) und Bologna; 1789 Dr. med. in Bologna. Stud.reisen führten ihn 1791 nach London und Edinburg, wo er im Auftrag des Erzbischofs Michał Jerzy Poniatowski u. a. die heilsame Wirkung der Angosturarinde als Ersatz für Chinin untersuchte, danach nach Paris, wo er sich in Geburtshilfe und Augenheilkde. fortbildete. Nach Krakau zurückgekehrt, wurde S. Prof. für Pharmazie und Pharmakol. an der med. Fak. Während des Kościuszko-Aufstands war er Mitgl. der 1794 ins Leben gerufenen Ordnungskomm. der Woiwodschaft Krakau und organisierte die med. Versorgung der Verwundeten im Kriegslazarett des ehemaligen Jesuitenkollegiums des Hl. Peter. Nach dem Einmarsch der Österreicher in Krakau 1796 führte S. u. a. gem. mit Franciszek Scheidt die Verhh. über die Zukunft der Univ. Krakau und hatte bis in die 1820er-Jahre Anteil an der Reorganisation sowie an den Reformbestrebungen der Univ. Ende 1796 emer., übernahm S. 1807 die Leitung der neu gegr. med. Fak. und fungierte 1808 ein halbes Jahr als stellv. Rektor der Univ. 1810 initiierte er u. a. gem. mit seinem Bruder die Ausbildung von Militärsan.personal und Polizeiärzten. Darüber hinaus befasste er sich mit Naturheilkde., wobei seine diesbezügl. zweiteilige Arbeit „Rozprawa o terapii natury czyli o siłach natury leczącej“ (1818) erwähnenswert ist. Nach dem Rücktritt seines Bruders übernahm S. 1815 dessen Platz im Regierungssenat der Freien Stadt Krakau als Senator auf Zeit, wo er u. a. in der Verwaltungsabt. des Senats (1815), als Vertreter der Gmd. Kościelniki (1818, 1822 und 1823) und des 5. Bez. in Krakau (1821) sowie als Vertreter der Univ. in der Repräsentantenkammer (1827) tätig war. 1821 war er auch Mitgl. des Komitees zur Errichtung von Studentenheimen. S. gehörte der Wiss. Ges. in Krakau (heute PAU) an. Seine Familienbibl. mit mehr als 2.000 Bde. aus den Fachgebieten Med., Pharmazie, Botanik, Chemie, Astronomie, Geographie, Mathematik, Architektur, Recht und Geschichte in latein., dt., italien. und französ. Sprache sowie wertvolle Autographen schenkte seine Witwe 1839 der Jagiellonen-Bibl. Sein Bruder Wincenty S. (geb. Krakau, 1758; gest. ebd., 17. 10. 1816) stud. ab 1774 Phil. und Med. an den Univ. Krakau und Bologna; 1776 Dr. phil. in Krakau, 1778 Dr. med. in Bologna. Nachdem er sich in Paris in Anatomie und Physiol. weitergebildet und die dortigen med. Kenntnisse nach Krakau gebracht hatte, übernahm er 1782 als o. Prof. den Lehrstuhl für Anatomie und Physiol. an der Univ. Krakau (1804 emer.) und machte sich bes. um das Anatom. Mus. verdient, dessen Bestände er 1809 inventarisierte. 1815 war er kurzfristig Senator der Stadt Krakau und wurde Mitgl. der dortigen Akad. der Wiss.

Weitere W.: s. Orgelbrand.
L. (tw. auch für Wincenty S.): Hirsch; PSB (m. L.); Wurzbach; S. Orgelbrand, Enz. Powszechna 14, 1903 (m. W.); Historia Nauki Polskiej, red. B. Suchodolski, 1970, S. 640f.; Uniw. Jagielloński, Kraków, PL.
(K. Weisswasser)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 120f.
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