Tartaruga, Ubald; bis 1920 Edmund Otto Ehrenfreund, führte ab 1893 das Ps. Ubald Tartaruga (1875–1941), Jurist, Schriftsteller und Parapsychologe

Tartaruga Ubald, bis 1920 Edmund Otto Ehrenfreund, führte ab 1893 das Ps. Ubald Tartaruga, Jurist, Schriftsteller und Parapsychologe. Geb. Wien, 12. 2. 1875; gest. KZ Dachau, Dt. Reich (D), 21. 11. 1941 (ermordet); mos., ab 1899 evang. AB, später röm.-kath. Sohn des Kaufmanns und Bankagenten Sigmund Ehrenfreund (1846–1925) und von Pauline Ehrenfreund, geb. Schorstein (1853–1931), Bruder der Kunstmalerin Elsa Ehrenfreund (1878–1901); ab 1906 verehel. mit Amalia Adolfine Marie Neuwirth (Scheidung 1939). – Nach der Matura (1895) inskribierte T. an der jurid. Fak. der Univ. Wien und begann im selben Jahr seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim 2. Rgt. der Tiroler Kaiserjäger (1897 Lt. der Res.). 1901 schloss er sein Stud. mit dem Absolutorium ab und wurde 1927 Dr. iur., 1928 Dr. rer. pol. 1902 trat T. als Konzeptspraktikant in den Staatsdienst, wurde 1906 Konz. in der Polizeidion. Wien, 1911 Polizeikoär., 1920 Polizeioberkoär. und Vorstand des Korrespondenzbureaus in Wien; 1922 trat er als Reg.Rat freiwillig i. d. R., um sich vorrangig der Publizistik zu widmen. 1931 begann T. das Stud. der Paläontol. bei →Othenio Abel, das er jedoch ohne Promotion abschloss. 1938 flüchtete er nach Celje zu →Alma Maximiliana Karlin. Nach Agitation gegen die Nationalsozialisten verhaftet, wurde er im September 1941 ins KZ Dachau deportiert. T. ging ab 1893 einer regen publizist. und später angebl. auch film. Tätigkeit nach, wobei v. a. jurist. Werke („Was muß der Österreicher von Staat und Verfassung wissen?“, 1930) im Mittelpunkt standen. Bes. Bedeutung erlangte er aber durch seine humorvollen Kriminalromane und Anekdoten über den Polizeialltag („Aus der Mappe eines Wiener Polizeibeamten“, 1919, „Alstern, dö G’schicht war aso …“, 1930) sowie Schilderungen spektakulärer Kriminalfälle des 19. und 20. Jh. („Der Wiener Pitaval“, 4 Bde., 1913, 2. Aufl. 1924, Neuaufl. 2000). Seine „Skizzen aus der Polizeistube“ veröff. er ab 1921 im „Neuen Wiener Journal“. Ab 1922 behandelte er auch parapsycholog. Themen („Das Hellseh-Medium Megalis in Schweden“, 1922, „Kriminal-Telepathie und Rektoskopie“, 1922, „Wunder der Hypnose“, 1925) und fungierte 1924 als Geschäftsführer des Wr. Parapsych. Inst.

Weitere W.: s. Früh. – Literar. Teilnachlass: Privatbesitz, Wien.
L.: Czeike; Giebisch–Gugitz; Jb. der Wr. Ges.; E. Früh, Spuren und Überbleibsel. Bio-bibliograph. Bll., 1998, Nr. 20 (m. W.); M. G. Enne, U. T. (1875–1941). E. O. Ehrenfreund – Eine Biographie, 2009 (m. B. u. L.).
(M. G. Enne)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 205f.
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