Tautenhayn, Richard (1865–1947), Bildhauer, Keramiker und Lehrer

Tautenhayn Richard, Bildhauer, Keramiker und Lehrer. Geb. Wien, 29. 3. 1865; gest. ebd., 12. 3. 1947; röm.-kath. Sohn von →Josef T. d. Ä., Bruder des Bildhauers Josef T. d. J., von Karl T. und Ernst T. (beide s. u.), des Liedersängers Max T. und der Opernsängerin Laura T. (alle Lebensdaten s. Artikel Josef T. d. Ä.). – Nach Absolv. des Gymn. stud. T. 1880–82 an der Wr. Kunstgewerbeschule bei →Karl Hrachowina und →Karl Ludwig August Kühne Modellieren und Ornamentales Zeichnen sowie 1882–90 (mit Unterbrechung) an der ABK Bildhauerei bei →Edmund v. Hellmer und →Karl Kundmann (1885 Füger-Preis). 1888 arbeitete er bei dem Bildhauer Otto Lessing in Berlin und machte sich 1889 in Wien selbstständig. Daneben begann er ein Gesangsstud. bei →Josef Gänsbacher, das er jedoch bald wieder aufgab. Ab 1909 war er Fachschullehrer, ab 1912 Prof. an der kunstgewerbl. Fachschule für Gürtler, Goldarbeiter, Graveure und Bronzewarenerzeuger in Gablonz an der Neiße (Jablonec nad Nisou) sowie ab 1914 Prof. an der Fachschule für Tonind. in Znaim (Znojmo); 1907 Fachinsp., später Reg.Rat. T., der möglicherweise maßgebl. am keram. Dekor der Zacherlfabrik in Wien-Döbling beteiligt war, erlangte bes. Bedeutung durch Ausführung zahlreicher Grabmäler, etwa für die Familie Eduard Werndl in Steyr (1894), für den Maler →Theodor Hörmann v. Hörbach (1895), für →Franz v. Suppé (um 1896) und für →Julian Niedzielski (1901; alle Wien, Zentralfriedhof) sowie für den Kaufmann →August Herzmansky (1896, Wien, Friedhof Hadersdorf-Weidlingau). Sein Bruder, der Komponist und Bankbeamte Karl T. (geb. Wien, 8. 8. 1871; gest. ebd., 25. 11. 1949), stud. nach Absolv. der Handelsakad. 1887–89 am KdM. Hauptberufl. Kassier bei der Ersten österr. Spar-Casse, gründete und leitete er ab 1922 das bis 1945 sehr erfolgreiche T.-Quartett, mit dem er auch im Rundfunk auftrat und in Dtld. und Italien konzertierte. Er war langjähriges (Leitungs-)Mitgl. des Wr. Männergesang-Ver., komponierte Lieder, Klavier- und Orchesterwerke und erstellte Quartettbearb. Ein weiterer Bruder, der Operettensänger und Schauspieler Ernst T. (geb. Wien, 3. 4. 1873; gest. Zlabings, Dt. Reich / Slavonice, CZ, 30. 8. 1944; Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof), debüt. am Berliner Lindentheater, wirkte ab 1893 in Graz, 1895–97 am Wr. Carltheater, 1897–1900 am Linzer Theater sowie anschließend am Prager Dt. Landestheater. Ab 1910 war er wieder an verschiedenen Wr. Bühnen (u. a. Theater an der Wien, Raimundtheater, Volksoper, Staatsoper) engag. Ab 1941 unterrichtete Ernst T. an der Operettenschule der Stadt Wien.

Weitere W.: Portalplastik der Neuottakringer Pfarrkirche, ca. 1897/98 (Wien 16; die Trumeaufigur stammt nach anderen Angaben von Josef T. d. Ä.); Portal-Majolikarelief, 1905 (Wien 18, Weimarerstraße 98); Porträtbüste J. Brahms’; etc.
L.: Czeike; Kosel 1; Thieme–Becker; E. Finke, Die T.s, 1965; W. Kitlitschka, Grabkult & Grabskulptur in Wien und NÖ, 1987, S. 102f.; ABK, Univ. für angewandte Kunst, beide Wien. – Karl T.: Czeike; oeml. – Ernst T.: Czeike; Eisenberg, Bühne; Kosch, Theaterlex.; oeml; E. Klee, Das Kulturlex. zum Dritten Reich, 2007.
(W. Krause)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 223
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