Tavčar, Ivan (1851–1923), Politiker, Schriftsteller und Jurist

Tavčar Ivan, Politiker, Schriftsteller und Jurist. Geb. Pölland, Krain (Poljane, SLO), 29. 8. 1851; gest. Ljubljana, Kg.reich der Serben, Kroaten und Slowenen (SLO), 16. 2. 1923; röm.-kath. Sohn des Bauern Janez T. und von Neža T., geb. Perko; 1887 Heirat mit Franja T. (s. u.). – 1864–71 besuchte T. das Gymn. in Laibach (1867–68 tw. in Rudolfswert / Novo mesto), 1871–75 stud. er Jus an der Univ. Wien; 1877 Dr. iur. Als Konzipient wirkte T. in Laibach und Krainburg (Kranj), 1884 eröffnete er als sechster slowen.-nationaler Anwalt seine eigene Kanzlei in Laibach. Er begann seinen polit. Aufstieg als national-radikaler Liberaler innerhalb der Nationalpartei und kämpfte zusammen mit →Ivan Hribar gegen die „elastische“ liberale Fraktion um Landespräs. Andrej Winkler und den RR- sowie LT-Abg. →Fran Edler v. Šuklje. In den 1880er-Jahren nahm T. häufig an den Versmlgg. der Kroat. Rechtspartei teil und erfreute sich bei seinen Anhängern mit seinen berühmten Trinkliedern auf das kroat. Staatsrecht großer Beliebtheit. Im Krainer LT war er ab 1889 einer der führenden Redner, wobei er nach dem Zerfall des Klubs der slowen.-nationalen Abg. als Obmann der National-Fortschrittl. Partei 1896–1908 mit den verfassungstreuen (dt.) Großgrundbesitzern koalierte. Nach der „Scheidung der Geister“ in der Krainer polit. Szene exponierte sich T. v. a. durch scharfe antiklerikale publizist. Beitrr. im führenden Parteiorgan „Slovenski narod“. 1884 wurde er Mitgl. des Laibacher Gmd.rats, 1909 Vizebgm., 1911–21 amtierte T. als Bgm. 1901–07 vertrat er die Stadt Laibach im RR, wo er entschieden gegen die Wahlreform auftrat. Nach dem Umsturz von 1918 wurde T. in der nationalen Regierung der Slowenen in Laibach zum Beauftragten für Ernährung ernannt. Er war Mitgl. der verfassungsgebenden Versmlg. des Kg.reichs SHS. Als Schriftsteller zählte er neben →Janko Kersnik zu den Hauptvertretern des poet. Realismus und galt als Meister der Idealisierung des Bauernlebens („Med gorami“, 1876–88; „Cvetje v jeseni“, 1916) und von hist. Erz. („Izza kongresa“, 1905–08; „Visoška kronika“, 1919). Seine Frau Franja T., geb. Košenini (geb. Laibach, Krain / Ljubljana, SLO, 8. 2. 1868; gest. ebd., 8. 4. 1938), spielte eine führende Rolle in den slowen.-nationalen Ges.kreisen in Krain. Als Präs. des Allg. Slowen. Frauenver. und des Turnver. für Frauen übernahm sie 1901 eine entscheidende Stelle in der demokrat. Organisation der Laibacher Frauen. Sie setzte sich auch für die Ausbildung von Mädchen ein. 1925 wurde sie von Kg. Alexander I. als Hofdame ausgez.

Weitere W.: I. Slavelj, 1876; A. Gledjević, 1880; Vita vitae meae, 1883; Mrtva srca, 1884; J. Solnce, 1885–86; Grajski pisar, 1889; 4000, 1891; V Zali, 1894; Izgubljeni Bog, 1900.
L.: Otto; SBL; Österr. Rundschau 7, 1906, S. 30; K. Špoljar – M. Vaupovič, Književni godišnjak, 1961 (m. B.); B. Berčič, Mladost I. T., 1971; M. Boršnik, I. T. – Leposlovni ustvarjalec 1, 1973; F. Bohanec, I. T., 1985; E. Brix, Der Kampf um das Gedächtnis, 1997, S. 312; V. Melik, Wahlen im alten Österr. am Beispiel der Kronländer mit slowen.sprachiger Bevölkerung, 1997, s. Reg.; Z. Bergant, Kranjska med dvema Ivanoma, 2004; History of the Literary Cultures of East-Central Europe ... 1, ed. M. Cornis-Pope – J. Neubauer, 2004, S. 497f.; Osebnosti. Veliki slovenski biografski leks. 2, 2008 (m. B., auch für Franja T.). – Franja T.: SBL; M. Wakounig, Für Vaterland und Heimat – Frauen in Slovenien 1900–2000, 2003, S. 181ff.
(A. Rahten)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 224f.
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