Tavella, Franz (Francësch, Francesco) (1844–1931), Bildhauer

Tavella Franz (Francësch, Francesco), Bildhauer. Geb. Wengen/La Val, Tirol (La Valle, I), 10. 10. 1844; gest. Brixen/Bressanone (I), 18. 12. 1931; röm.-kath. Sohn von Filippo T. und Marianna T., geb. Spießer. – T. erlernte den Beruf des Tischlers und arbeitete anschließend in der Werkstatt des Bildhauers Ferdinand Demetz in St. Ulrich/Ortisei. Nach einer gründl. handwerkl. Ausbildung setzte er seine Stud. 1881–82 an der Kunstgewerbeschule in Wien bei Otto König (Bildhauerei) fort. Zurückgekehrt nach St. Ulrich, gründete T. eine eigene Werkstatt und unterrichtete an der dortigen 1890 eröffneten Fachschule für Zeichnen und Modellieren. Zu seinen Schülern zählten u. a →Johann Perathoner, →Rudolf Moroder(-Lenert), Valentin Gallmetzer sowie Ludwig Moroder. Aus Gesundheitsgründen übersiedelte er 1905 nach Brixen, wo er allerdings mangels Aufträgen kaum Fuß fassen konnte. Versuche einiger Grödner, den Brixner Bischof →Johannes Raffl zu kirchl. Aufträgen für T. zu bewegen, schlugen ebenfalls fehl; er starb verarmt in Brixen. Seine Werke zeigte er bei Ausst. in Wien (1887), Innsbruck (1895) und Bozen (1897), eine lebensgroße Pietà präsentierte er 1900 auf der Weltausst. in Paris (heute in der Gefallenenkapelle von Brixen). Den Großteil seiner Arbeiten schuf er für Kirchen im heutigen Südtirol und Trentino, etwa in Tschengls (Pfarrkirche, 1890), Burgeis (Pfarrkirche, 1893, 1895), Castelnuovo (Kirche Santa Margherita, 1895), Söll (Kirche St. Mauritius, 1898), Atzwang (Pfarrkirche, 1905) und Naturns (Pfarrkirche, 1909/10); für die Kirche Sagrado Coração de Jesus in Piracicaba (Chácara Nazareth) fertigte er sämtl. Statuen sowie den Altar. T. zählte um die Jh.wende zu den besten Bildhauern kirchl.-religiöser Kunst, wobei seine Arbeiten dem neugot. Stil verpflichtet waren. Bes. seine lebensgroße Rosenkranzmadonna (Borgo Valsugana, 1894) diente vielen Grödner Bildschnitzern als Vorbild; in der Literatur wird er auch als Begründer der „vera arte sacra“ bezeichnet.

L.: Dolomiten, 8. 11. 1950; Thieme–Becker; C. dell’Antonio, Artisti ladini, 1951, S. 12ff. (m. B.); A. Dapunt, in: Lingaz y Cultura 2, 1980, S. 81; M. Frei, Die Bildersmlg. aus dem Bozner Batzenhäusl in Schloss Prösels – Völs am Schlern, 1999, S. 94f.; E. Perathoner Bergmeister, Grödner Krippenschnitzkunst, 2004, S. 60f.; Nosta Jent. Persones y personalités dla Ladinia – Personalità ladine – Ladin. Persönlichkeiten, red. N. Chiocchetti, 2005, S. 143f., 263f.; D. Dibona, Tutto quello che vorreste (e dovreste) sapere sulle Dolomiti, 2005, S. 260; 1000 Jahre Algund, red. M. Kiem, 2005, S. 438f.; Nuovo Atlante Ladino, ed. M. Marcantoni, 2006, S. 236f.; Arte e Devozione in Valsugana, ed. V. Fabris, Borgo Valsugana 2008, S. 209ff. (Kat.); ders., Mitologia del Legno, Borgo Valsugana 2010, S. 92f. (Kat.); L. Andergassen, in: Ladinia, Innsbruck 2011, S. 285ff. (Kat.); Univ. für angewandte Kunst, Wien.
(E. Hastaba)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 64, 2013), S. 225
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