Tendler, Franz d. Ä. (1790–1854), Buchhändler und Verleger

Tendler Franz d. Ä., Buchhändler und Verleger. Geb. Wien, 23. 12. 1790 (Taufdatum); gest. ebd., 16. 10. 1854. Sohn des Buchhändlers und Verlegers Joseph Calasanz T. (geb. Wien, um 1758; gest. ebd., 8. 12. 1818), der bei Johann Thomas Trattner d. Ä. die Buchhändlerlehre absolv., dort i. d. F. als Kommis und Faktor tätig war und schließl. 1805 von Johann Thomas Trattner d. J. das Sortiment des Trattner’schen Verlags übernahm, sowie von Anna T. (geb. um 1769; gest. Wien, 19. 2. 1812), Vater von →Franz T. d. J.; verheiratet mit Dominika T., geb. Walcher. – Nach den Lehrjahren bei Trattner arbeitete T. dort als Kommis und Faktor und trat 1805 in das Verlagsunternehmen seines Vaters ein. Ab 1815 war er Inhaber bzw. Teilinhaber der Verlagsbuchhandlungen Tendler & Sohn (1815–20), Tendler & v. Mannstein (1820–28), Tendler (1828–38), Tendler & Schäfer (1838–46) sowie Tendler & Comp. (1846–54). 1840–52 besaß er zudem eine Filiale in Mailand. Sein Unternehmen brachte eine ansehnl. Menge an literar., hist., jurist. und med. Titeln in latein., französ., italien., tschech., ung. und dt. Sprache auf den Buchmarkt. Bei T. erschienen u. a. Werke von →Ignaz Franz Castelli („Wiener Lebensbilder“, 1828; „Gedichte in niederösterreichischer Mundart“, 1828; „Wörterbuch der Mundart in Österreich unter der Enns“, 1847), →Franz Gräffers viel gelesene Wr. Sittenbilder und kulturhist. Anekdoten („Historische Unterhaltungen“, 1823; „Romantische Denksteine …“, 1823; „Schatten der Vorzeit …“, 1832) sowie Johann Nep. Vogls „Volksmärchen“ (1837) und Ged. („Klänge und Bilder aus Ungarn“, 1839; „Schnadahüpfln“, 1850). Er verlegte →János Gf. Mailáth v. Székhelys „Geschichte der Magyaren“ (1828–31), →Maximilian Stadlers „Vertheidigung der Echtheit des Mozart’schen Requiems“ (1826–27), den von Castelli hrsg. literar. Almanach „Huldigung der Frauen“ (1823–48) sowie Z., wie das „Allgemeine Wiener Polytechnische Journal“ (1842–43), die „Oesterreichische Zeitschrift für Pharmacie“ (1847–62) oder die „Rivista Viennese“ (1838–40). Letztere brachte neben Erstübers. von Alessandro Manzoni und Ugo Foscolo ins Dt. u. a. Goethe-, Grillparzer- und Schiller-Übertragungen ins Italien. Bes. Beliebtheit erfreuten sich das mit Lithographien und Radierungen ausgestattete „Taschenbuch vom k.k. priv. Theater in der Leopoldstadt“ (1856, 1858) und Gebrauchsliteratur wie Anna Dorns Kochbücher.

L.: Verzeichnis der Smlgg. des Börsenver. der Dt. Buchhändler 2, 1897; A. Weinmann, Wr. Musikverleger und Musikalienhändler von Mozarts Zeit bis gegen 1860, 1956, s. Reg.; H. W. Lang – J. Nast, in: Die österr. Literatur. Ihr Profil im 19. Jh. (1830–80), ed. H. Zeman, 1982, S. 13ff., 717ff.; N. Bachleitner u. a., Geschichte des Buchhandels in Österr., 2000, s. Reg.; C. Junker, Zum Buchwesen in Österr. Gesammelte Schriften (1896–1927), ed. M. G. Hall, 2001, s. Reg.; P. R. Frank – J. Frimmel, Buchwesen in Wien 1750–1850, 2008 (m. L.).
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 246f.
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