Thám (Tham) Karel Ignác (Karel Hunek, Karl Ignaz), Fachschriftsteller, Übersetzer und Lehrer. Geb. Altstadt Prag, Böhmen (Praha, CZ), 4. 11. 1763; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 7. 3. 1816. Ältester Sohn eines gräfl. Kochs, Bruder von Václav T. (s. u.). – 1775–80 stud. T. am Altstädter akadem. Gymn. (bei →Ignaz Cornova), anschließend an der Univ. (u. a. bei Stanislav Vydra); 1782 Mag. phil. 1783–84 befasste er sich mit der Katalogisierung der Bohemica in der Prager Nationalbibl. („Catalogus librorum bohemicorum in bibliotheca Caesarea Regia Pragensi ...“, unveröff. Ms.). Nachdem er sich 1784 erfolglos um eine Stelle als Tschech.lehrer an der Theresian. Akad. in Wien beworben hatte, gab er weiterhin Privatunterricht in Dt., Französ. und Tschech. 1789 war er als Praktikant in der Bankalgefällenadministration in Prag tätig. T. verf. mehrere lexikograph. und grammatikal. Werke sowie Lehrbücher des Tschech. für Dt.sprachige, die 1798–99 von →Josef Dobrovský kritisiert wurden. 1802 lehrte er Tschech. am Brünner Gymn. 1803 erhielt er vom Prager Gubernium die Bewilligung, am Akadem. Altstädter- und Kleinseitner Gymn. zu unterrichten. Zusätzl. hielt er private Vorträge über tschech. Sprache und Literatur in Wien. Seine zahlreichen Bemühungen um eine Anstellung an der Prager Univ.bibl. verliefen – auch wegen seines impulsiven und empfindl. Charakters – erfolglos. T., der ab 1793 den Matthias-Brüdern in Prag, einer den Freimaurern ähnl. Organisation, angehörte, zählte zu den ersten tschech. Shakespeare- und Schiller-Übers. („Macbeth“, 1786, „Die Räuber“, tschech. „Loupežníci“, 1786 Premiere am K. k. patriot. Theater, der sogenannten „Bouda“; spätere Auff. polizeil. untersagt). T.s Bruder Václav T. (geb. Altstadt Prag, 26. 10. 1765; gest. Galizien, um 1816) war Hrsg. des ersten tschech.sprachigen Ged.almanachs („Básně v řeči vázané“, 1785; 2. erweiterte Aufl. 1812, hrsg. Karel Ignác T.) und v. a. als Dramaturg, Regisseur, Autor („Břetislav a Jitka“, uraufgef. 1812), Adaptor und Übers. von mehr als 250 Schauspielen (Karl Franz Guolfinger v. Steinsberg, August Wilhelm Iffland, August v. Kotzebue, Joachim Perinet) und Singspielen (Karl Ditters v. Dittersdorf) sowie Libretti (u. a. „Die Zauberflöte“ von Emanuel Schikaneder, tschech. „Kouzelná píšťala“) ins Tschech. beim Vaterländ. Theater im Hyberner Gebäude und im „Bouda-Theater“ tätig. Gelegentl. verf. er auch dt.sprachige Stücke; nur ein Tl. seiner Werke wurde gedruckt, einige sind jedoch in späteren Abschriften erhalten. Václav T., der als Bez.kommissar beim Prager städt. Polizeiamt angestellt war, red. 1789–90 außerdem die „Schönfeldské c. k. pražské noviny“ und 1791–92 gem. mit Jan Nepomuk Merunka das „Journal c. k. privilegovaného Vlastenského divadla U hybernů“. Aufgrund von Alkoholproblemen und der Auflösung des Vaterländ. Theaters verließ er 1799 Prag und spielte in diversen dt. und dt.-tschech. Theatertruppen in weiten Teilen der Monarchie.