Thommen Achilles, Eisenbahntechniker. Geb. Basel (CH), 25. 5. 1832; gest. Villa Gutenhof bei Maria Schutz (NÖ), 21. 8. 1893 (beigesetzt: Pettau, Stmk. / Ptuj, SLO); evang. HB. Jüngster Sohn des Küfermeisters Johann Jakob T. und seiner Frau Ursula T., geb. Marbach, Vater des o. Prof. für Schweizer Geschichte und hist. Hilfswiss. an der Univ. Basel Rudolf T. (geb. Pettau, 2. 3. 1860; gest. Basel, 14. 10. 1950); ab 1859 mit Emma T., geb. Bratanitsch (gest. 1894), verheiratet. – Nach Absolv. des Basler Pädagogiums, an dem Jakob Burckhardt und Wilhelm Wackernagel zu seinen Lehrern zählten, stud. T. ab 1848 an der Univ. Basel. Als Stipendiat hörte er neben Vorlesungen aus Geschichte und Kunstgeschichte insbes. auch solche aus Mathematik und Naturwiss. Der damals in der Schweiz einsetzende Eisenbahnbau bewog ihn 1850 zum Wechsel an das Polytechnikum nach Karlsruhe, das er bis 1853 besuchte. Anschließend begann er unter →Karl v. Etzel seine Tätigkeit beim Bau der Schweizer. Centralbahn, wo er rasch vom Zeichner zum Ing. der Trassierungssektion Bern-Thörishaus aufstieg. 1857 folgte er dem nach Österr. berufenen Etzel und trat als Sektionsing. für die Sektion Pettau in den Dienst der kurzlebigen K. Franz-Joseph-Orientbahn (später in der Südbahn-Ges. aufgegangen). 1860 wechselte er zur Sektion Agram–Steinbrück (Zagreb–Zidani Most) mit Amtssitz in Rann (Brežice). 1861 zum Insp. befördert, wurde T. mit Trassierungsarbeiten für die Brennerbahn betraut. Als Leiter der Bauinspektion Innsbruck führte er die Bauaufsicht über die Strecke Innsbruck–Bozen und leitete nach Etzels Tod 1865 zusammen mit →Wilhelm Pressel die Fertigstellung der Bahn. Dabei brachte er techn. Neuerungen wie Wende- und Kehrtunnel zur Anwendung. Kurz nach Inbetriebnahme der Brennerbahn 1867 folgte T. einer Einladung nach Ungarn und organisierte die kgl. ung. Eisenbahnbau-Dion. Als deren Vorstand leitete er u. a. den Bau der Linien Großwardein–Klausenburg, Losoncz–Kremnitz–Ruttka und Karlstadt–Fiume. Daneben war er Regierungskoär. für die neu entstandenen Privatbahnen. Krankheitsbedingt legte T. 1869 sein Amt nieder und übersiedelte via Pettau und die Brühl nach Wien. Als techn. Berater blieb er noch bis 1870 in Kontakt mit der ung. Regierung, widmete sich danach aber privaten Arbeiten. Als Gutachter stand er in Verbindung mit einer Reihe von Bauvorhaben, darunter der Gotthardbahn und der Arlbergbahn, mit deren erster Trassierung er bereits 1865 beauftragt worden war, sowie der Simplonbahn. Er vermittelte in einem wegen der Orientbahn entstandenen Streit zwischen der Hohen Pforte und →Moritz Frh. v. Hirsch, beriet u. a. in Bahnhofsfragen (Basel, Bern, Luzern, Zug), beteiligte sich an den Diskussionen über Wr. Verkehrsanlagen und veröff. Beitrr. in Fachpubl. und Ztg. T. gehörte dem Verw.R. der Nordwestbahn an und führte ab 1890 den Vorsitz im Dion.komitee. Er war zudem Verw.R.-Mitgl. und Präs. der Süd-Norddt. Verbindungsbahn sowie der Wienerberger Ziegelfabriks- und Bauges., Vizepräs. und Exekutiv-Komitee-Mitgl. der Donau-Dampfschiffahrts-Ges., Mitgl. des Verw.R. der Boden-Credit-Anstalt und der Wr. Lokomotivfabrik AG. Für seine Verdienste um den Bau der Brennerbahn erhielt er 1867 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1869 wurde er kgl. Rat, 1883 Oberbaurat.