Thonner Franz, Botaniker, Forschungsreisender und Ethnologe. Geb. Wien, 11. 3. 1863; gest. Praha, ČSR (CZ), 21. 4. 1928; röm.-kath. Sohn des Schustermeisters Franz T. (1800–1881) und von Therese T., geb. Schnaubelt (1837–1904). – Nach Besuch des Theresianums in Wien stud. T. 1880–83 an der dortigen Univ. Jus, wechselte nach sechs Semestern an die phil. Fak. und setzte dann sein Stud. der Naturwiss. 1884–85 in Berlin fort, ohne akadem. Abschluss. 1887 übersiedelte er nach Dresden und wirkte ab nun, finanziell unterstützt durch seine Familie – v. a. von seinem Vormund, dem vermögenden Hotelier →Johann Bernhard Stipperger (s. u. →Johann Ev. Stipperger d. Ä.) –, als Privatgelehrter auf den Gebieten der Botanik und Ethnol. 1902 kehrte er nach Wien zurück und lebte dort sowie in der Hinterbrühl bis zu seiner Übersiedlung nach Prag 1920. Bereits 1891 legte er mit der „Anleitung zum Bestimmen der Familien der Phanerogamen“ einen einzigartigen Bestimmungsschlüssel für alle damals bekannten Familien der Blütenpflanzen vor; 1895 erschien eine engl. Ausg., 1917 die zweite Aufl. dieses Standardwerks. 1896 und 1909 unternahm T. auf eigene Kosten Expeditionen in den Kongo, die durch Diebstähle und Krankheiten zwar erschwert, wiss. jedoch erfolgreich waren: Die beiden Reisebeschreibungen „Im Afrikanischen Urwald“ (1898) und „Vom Kongo zum Ubangi“ (1910) sind in ethnograph. wie in linguist. Hinsicht bedeutend und erschienen auch in französ. Sprache. 1908 publ. T. das botan. Monumentalwerk „Die Blütenpflanzen Afrikas“ mit 150 Tafeln (Nachträge und Verbesserungen 1913). Mit der zusammenfassenden Darstellung in seiner „Exkursionsflora von Europa“ (1901; Nachträge und Verbesserungen 1918) leistete T. auch für die europ. Floristik Bedeutendes. T. war u. a. ab 1896 Mitgl. der naturwiss. Ges. Isis in Dresden, ab 1905 der Zoolog.-Botan. Ges. sowie der Geograph. Ges. in Wien. 1911 wurde ihm das Off.kreuz des belg. Kronenordens verliehen.