Thum, Theodor (1829–1907), Fabrikant und Sparkassendirektor

Thum Theodor, Fabrikant und Sparkassendirektor. Geb. Neupaulsdorf, Böhmen (Liberec-Nové Pavlovice, CZ), 17. 9. 1829; gest. Reichenberg, Böhmen (Liberec, CZ), 22. 3. 1907; röm.-kath. Sohn von →Anton T. d. J. – T. besuchte die Handelsschule in Leipzig und übernahm danach von seinem Vater die Leitung der Kammgarnspinnerei Katharinberg (Kateřinky). Nach dessen Ableben verkaufte er die Fabriken und leitete später als Vors. des Verw.R. die Dessendorfer Papierfabrik in Tiefenbach (Desná-Potočná). Als Kaufmann und Eigentümer der Fa. Theodor Thum erwarb er sich solches Ansehen, dass er 1864 als o. Mitgl. in die Reichenberger HGK gewählt wurde und 1870–82 als deren Vizepräs., 1882–86 als Präs. wirkte, 1888 k. M. T. gehörte 1864–70 dem Stadtverordneten-Kollegium in Reichenberg an und wurde 1865 zum Laienrichter an das dortige Kreisgericht berufen; 1878 k. Rat. Außerdem war er mehrere Jahre als Zensor der Österr. Nationalbank bzw. der Österr.-ung. Bank, Filiale Reichenberg, tätig und wirkte als Dir. des Reichenberger Kohlebauver., dessen Vorstand er bis 1904 war. Bereits 1874 Mitgl. des Reichenberger Sparkasse-Ver., begann T. 1891 eine neue berufl. Laufbahn, als er zum Leitenden Dir. der Reichenberger Sparkasse und Pfandleih-Anstalt gewählt wurde. Diese Funktion übte er bis kurz vor seinem Tod aus. Unter T.s Ägide erweiterte die Gen.versmlg. der Sparkasse mehrmals die Statuten und damit den Geschäftsbereich: Ab 1892 durfte sie Wechsel mit zwei Firmen escomptieren und bis zur Hälfte des Reservefonds bei Banken anlegen. 1896 erhielt sie die Berechtigung zum Reescompt von Wechseln. Im selben Jahr wurde ein Jubiläumsfonds geschaffen, in dessen Ausschuss T. vertreten war. 1898 beschloss die Gen.versmlg. die Errichtung einer öff. Badeanstalt in Reichenberg, wobei T. dem Baukomitee und später deren Verwaltungsausschuss angehörte. Das K.-Franz-Josef-Bad wurde 1902 eröffnet. 1900 beteiligte sich die Reichenberger Sparkasse mit 50.000 Kronen an der Gründung der Zentralbank dt. Sparkassen in Prag. 1902 wurde die städt. Wasserleitung eröffnet, zu deren Finanzierung die Sparkasse beigetragen hatte. 1898 erhielt T. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens.

L.: Bohemia (Morgenausg.), Mähr. Tagbl., 23., Reichenberger Ztg., 23., 24. 3. 1907; Teplitz-Schönauer Anzeiger, 25. 3. 1907 (Beilage); H. Hallwich, Reichenberg und Umgebung 1, 1872, S. 521; Mitt. des Ver. für Heimatkde. des Jeschken-Isergaues, 1927, S. 153; Denkschrift über die Entstehung und Entwicklung des Reichenberger Sparkasse-Ver. … bis 24. 4. 1904, o. J., Beilage C, S. 30, 39, 44, 51; F. Hantschel, Biographien dt. Industrieller aus Böhmen, o. J., S. 81.
(J. Mentschl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 319f.
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