Thumser Viktor, Pädagoge und Altphilologe. Geb. Znaim, Mähren (Znojmo, CZ), 10. 6. 1857; gest. Graz (Stmk.), 27. 10. 1928. Sohn des Schneiders Michael T. (geb. 1821) und von Maria T., geb. Nesiba, Vater des zuletzt am Dt. Landestheater in Prag tätigen Regisseurs und Charakterdarstellers Dr. Karl T. (geb. Wien, 11. 11. 1884; gest. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 1. 9. 1913; beigesetzt: Graz); ab 1883 verheiratet mit Marie T., geb. Schmidt, der Tochter des Dir. des Akadem. Gymn. in Wien. – Nach der Matura am Staatsgymn. stud. T. ab 1875 klass. Philol. an der Univ. Wien; 1881 Dr. phil. Seine Diss. „De civium Atheniensium muneribus eorumque immunitate“ erschien wegen ihrer hohen Qualität 1880 im Druck. Nach der Lehramtsprüfung für Latein und Griech. begann T. 1880 seine Unterrichtstätigkeit als Supplent am Akadem. Gymn. in Wien. Ab 1883 w. Lehrer, unterrichtete er am Gymn. in Hernals, ab 1886 am Gymn. in Wien-Alsergrund. 1894 wurde er Dir. des dt. Staatsgymn. in Troppau (Opava), 1897 Dir. des Gymn. in Wien 6 (Amerlingstraße). Ab 1910 fungierte er als Landesschulinsp. für Stmk. und Ktn. mit Sitz in Graz, wo er als Referent für Gymn. und Insp. der humanist. Fächer an allen Mittelschulen eingesetzt war; 1920 i. R. Eine wichtige Zielsetzung seiner pädagog. Arbeit als Gymn.dir. war die verstärkte Zusammenarbeit mit den Eltern, womit er eine Reform in der Gestaltung dieses Bereichs einleitete; 1901 fand der erste Elternabend statt. In diesem Zusammenhang sind nicht nur seine Vorträge „Die Bedeutung des humanistischen Gymnasiums für die Gegenwart“ (1901) und „Die Maturitätsprüfung im Lichte der Praxis“ (1903), sondern auch seine Schriften „Erziehung und Unterricht. Ein Freundeswort an die Eltern“ (1901) und „Strittige Schulfragen. Ein Wort der Verständigung an die Eltern“ (1907) erwähnenswert. Darüber hinaus machte er sich als Bearb. und Hrsg. einer Neuausg. von →Karl (Friedrich) Schmids „Lateinischer Schulgrammatik“ (10. Aufl. 1904), die später in weiteren Aufl. und Bearb. auch nach T.s Tod erschien (18. Aufl. 1936, gem. mit Gustav Simchen und Augustin Potucek), verdient. Ferner war T. Hrsg. des dreiteiligen Werks für den Griech.unterricht an Gymn. „Griechische Chrestomathie zur Pflege der Privatlektüre“ (1910–12) sowie einer Smlg. von bedeutenden hist. Reden für den Dt.unterricht, „Reden. Eine Auswahl für die Schule“ (1916, gem. mit Hans Mörtl). Als Wiss. bearb. und ed. er die 6. Aufl. von „Karl Friedrich Hermann’s Lehrbuch der griechischen Antiquitäten“ sowie dessen „Lehrbuch der griechischen Staatsalterthümer“ 1, Abt. 1, 1889, und Abt. 2, 1892. Ebenfalls von Bedeutung waren seine „Untersuchungen über die attischen Metökinnen“ (in: Wr. Stud. 2, 1880). Daneben war T. Mitarb. diverser Fachz., u. a. der „Zeitschrift für österreichische Gymnasien“, der „Berliner philologischen Wochenschrift“ sowie der „Wochenschrift für klassische Philologie“. T. wurde 1906 zum Reg.Rat und 1920 zum HR ernannt. 1909 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl.