Thurnher Martin, Politiker und Lehrer. Geb. Dornbirn (Vbg.), 7. 9. 1844; gest. ebd., 2. 1. 1922; röm.-kath. Sohn von Josef T., einem Kleinbauern und Spinner in der Textilind. ‒ T. durchlief eine Ausbildung zum Volks- und Bürgerschullehrer in Bregenz und Innsbruck und übte diesen Beruf später auch aus. Er wurde Mitgl. des Konstitutionell-kath. Bürgerkasinos in Dornbirn und fungierte 1881‒88 als Obmann der Dornbirner Vereinshausges. 1870 wurde er in die Dornbirner Gmd.vertretung gewählt, wo er bis 1897 wirkte. 1882‒1919 war er Vbg. LT-Abg. sowie 1890‒1914 Mitgl. des Landesausschusses (Ersatzmitgl. ab 1884); 1890‒1912 LHptm.-Stellv. im Landesausschuss, 1909‒18 LHptm.-Stellv., 1890‒1912 Mitgl. der Landesverteidigungsbehörde für Tirol und Vbg. 1891 als Vertreter der Konservativen Partei in den RR gewählt, trat er 1901 in den Christlichsozialen Klub ein. Er war mehrfach Delegationsmitgl. und nahm 1918/19 für die CSP an der prov. Nationalversmlg. teil. Als zentrale Figur im kath.-konservativen Milieu Vbg., dabei innerparteil. Anhänger einer „scharfen Tonart“, wie sie →Johann(es) Thurnher vorgab, zeichnete sich T. im LT durch große Arbeitsamkeit aus und war Mitgl. in zahlreichen Ausschüssen (Schul- und Finanzwesen, Gmd.angelegenheiten usw.). Insbes. durch sein organisator. Talent machte er sich im polit. Alltagsgeschäft bald unentbehrl. Im RR engagierte er sich erfolgreich für den Ausbau der Infrastruktur in Vbg. (Straßenbau, Wildbachverbauung) sowie für die Landesverteidigung. Wichtige Anliegen waren ihm die Ausweitung des Wahlrechts auf allen Ebenen sowie die Wahrung der kirchl. Privilegien. Mit einer Stellungnahme gegen die Ehereform-Bestrebungen in der prov. Nationalversammlung beendete er seine polit. Karriere. 1900 wurde ihm das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen.