Tichy Hans, Maler. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 27. 7. 1861; gest. Wien, 28. 10. 1925; röm.-kath. Sohn von Karl T., Eisenbahnbauass. in Teufenbach im Murtal, und von Maria T., geb. Kment; in 1. Ehe mit Leopoldine Bacher, Schwester von →Rudolf Bacher, in 2. Ehe mit Aloisia Richter verheiratet. – Nach Absolv. des Obergymn. stud. T. 1880–84 an der Allgemeinen Malerschule der Wr. ABK bei →Christian Griepenkerl, →August Eisenmenger und →Carl Leopold Müller, 1884–89 an der dortigen Spezialschule für Malerei bei Müller. Er erhielt mehrere Stipendien (u. a. 1882 Coch’sches Stipendium, 1883–89 Mähr. Landes-Stipendium), 1908 wurde er mit dem Reichel-Preis ausgez. 1889–90 hielt er sich – finanziert durch ein Kenyon-Reisestipendium – in Rom auf. 1900–14 unterrichtete er an der Kunstschule für Frauen und Mädchen in Wien Zeichnen und Malen nach dem lebenden Modell, 1914–25 o. Prof. (1925 interimist. Leiter) an der Allgemeinen Malerschule, 1921–25 Leiter der Meisterschule für Malerei der Wr. ABK. T. widmete sich vorrangig der Historien-, Porträt-, Landschafts- und Genremalerei, wobei sein Stil in den 1880er- und 1890er-Jahren naturalist. war (z. B. „Pietà“, Moravská galerie, Brno); i. d. F. orientierte er sich am Impressionismus und Secessionismus. 1895–97 war er Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), wo er seine Arbeiten 1889 erstmals ausgest. hatte; ab 1895 präsentierte er seine Bilder im Mähr. Kunstver. Ab 1897 Mitgl. der Wr. Secession, gehörte er deren konservativem Flügel, den sog. Naturalisten, an und blieb auch 1905 nach der Spaltung der Künstlervereinigung und dem Austritt der sog. Klimt-Gruppe aus der Wr. Secession weiterhin dieser Institution treu. Ab 1922 war T. Mitgl. der Vereinigung der dt.mähr. bildenden Künstler „Scholle“, die als eine Fusion aller Brünner dt. Künstlervereinigungen im selben Jahr gegr. worden war. T. zählte nicht zu den künstler. Bahnbrechern, sondern orientierte sich an den gemäßigten Formen moderner Stilrichtungen Wr. und Münchner Provenienz. Seine Gemälde befinden sich im Besitz der Österr. Galerie Belvedere in Wien und der Moravská galerie in Brno.