Tieber Ben (Bernhard), Theaterdirektor. Geb. Preßburg, Ungarn (Bratislava, SK), 18. 2. 1867; gest. Wien, 29. 5. 1925; bis 1898 mos., ab 1899 evang. AB. Sohn von Jacob T. und Charlotte T., geb. Spitzer, Vater von Arnold T. und Mimi T. – T. ging als Jugendlicher in die USA, wo er bereits als 18-Jähriger Varietés in New York und anderen Städten geleitet haben soll. Auch von ähnl. Tätigkeiten in Südafrika wird berichtet. In Wien scheint er 1899 als kaufmänn. Geschäftsleiter bzw. verantwortl. Dir. des Etablissements Colosseum in der Nußdorferstraße auf, wo er Singspielhallenproduktionen organisierte. Auf der Pariser Weltausst. soll T. 1900 nahe dem Palais du Trocadéro unerlaubt ein kleines Théâtre électrique präsentiert haben. 1904 pachtete er das neu errichtete Apollo-Theater in Wien-Mariahilf (heute Apollo-Kino), das er Anfang September mit einer Fülle artist. Attraktionen und dem sog. Biotophon, einem Vorläufer des Tonfilms, eröffnete. Das Varieté führte er mit solchem Geschick, dass er bereits 1905 den gesamten Gebäudekomplex kaufen und nach kurzer Zeit die Konkurrenzbühne Ronacher überflügeln konnte – wohl nicht zuletzt wegen der gebotenen „Nuditäten“. Ein buntes Programm mit Künstlerinnen und Künstlern wie Mata Hari, dem jungen Charlie Chaplin, den Tiller Girls, Erik Jan Hanussen, Anita Berber und vielen anderen Bühnenstars machte das Apollo zum beliebtesten Varieté der Stadt, das auch dem Vergleich mit großen dt. Etablissements standhielt. Als er im Zuge des 1. Weltkriegs keine internationalen Künstler mehr verpflichten konnte, konzentrierte sich T. auf Operettenauff., wobei er Wr. und Berliner Größen als Gäste gewann. Auch →Fritz Grünbaum hielt humorist. Vorträge. Da die Wiederaufnahme von Varieté-Programmen nach Kriegsende nicht den gewünschten Erfolg brachte, beschloss T., das Haus ab 1923 als Theaterbetrieb zu führen. Nach erfolgtem Umbau legte er jedoch noch im selben Jahr aus gesundheitl. Gründen die Leitung zurück und verpachtete das Theater an eine dt. Ges. 1911 hatte T. von Otto Wagner dessen erste, 1888 in Hütteldorf errichtete Jugendstilvilla erworben. In der Figur Béla Tiborskis fand T. Eingang in Heimito v. Doderers Romanfragment „Der Grenzwald“.