Tilgner Friedrich (Fritz) Rudolf, Industrieller. Geb. Wien, 3. 1. 1868; gest. Niederaudorf (Oberaudorf, D), 11. 3. 1946; zuletzt gottgläubig. T. entstammte einer alteingesessenen Patrizierfamilie, Sohn des Kaufmanns Johann Richard T. und von Anna T. – Nach der Matura an der Wr. Handelsakad. wurde T. Gen.sekr. in der Papierfabrik Schlöglmühl. 1896 trat er in die Fa. Josef Adensamer & Cie, eine Seidenband- und Seidenstofffabrik, ein, zunächst als Prokurist, ab 1907 als öff. Ges. Die Fa. besaß je eine Fabrik in Zuckmantel (Zlaté Hory), Groß-Siegharts und Wien. Kammerrat T., großdt. eingestellt, gehörte dem Dt. Klub, dem Österr.-dt. Volksbund und später der Großdt. Volkspartei an, war 1937 Proponent des Dt.-sozialen Volksbunds und 1931–38 Vors. der Österr.-dt. Arbeitsgemeinschaft. Als Präs. der Wr. HK (1925–30) trat er für eine am Anschluss an Dtld. orientierte Wirtschaftspolitik ein. 1935 erfolgte sein Austritt aus der Kammer, in der er zuletzt Mitgl. der Ind.sektion (1931–35) gewesen war; T. behielt jedoch seine leitenden Funktionen im Bund österr. Industrieller weiterhin bei. 1938–45 war er Dir. der Wr. Messe-Aktienges. Im Juli 1939 (rückwirkend mit Mai 1938) trat T. in die NSDAP ein; aufgrund seines verbandl. Wirkens im Industriellenbund und als Präs. der Kammer für Handel, Gewerbe und Ind. wurde er als „Illegaler“ anerkannt. K. Rat T. war außerdem Präs. des Verbands österr. Seidenindustrieller und des Verbands österr. Textilind., 1928–31 Mitgl. sowie 1932–34 Vizepräs. der Verwaltungskomm. der Österr. Bundesbahnen. Von Mai 1939 bis März 1945 war er NS-Ratsherr im Stadtgau Wien mit Beiratsfunktion für wirtschaftl. Unternehmen und Wirtschaftsförderung. Nach dem Krieg lebte er in Dtld.