Timeus Ruggero, Ps. Ruggero (Timeus) Fauro, Schriftsteller und Journalist. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 16. 2. 1892; gest. am Kleinen Pal (Pal Piccolo, Ktn./I), 14. 9. 1915 (gefallen); röm.-kath. Sohn von Giovanni T., Lehrer und Schuldir. T. stammte aus einer einfachen, aber national-kulturell ambitionierten Triestiner Familie. – Nach dem Gymn., wo Giani Stuparich und Alberto Spaini zu seinen Klassenkameraden zählten, stud. T. 1910–11 Literatur und klass. Philol. an der Univ. Graz, dann in Rom. 1910 beteiligte er sich an der Irredentismus-Debatte im wichtigsten Intellektuellenforum jener Zeit, Giuseppe Prezzolinis Z. „La Voce“, mit dem Beitr. „L’irredentismo e gli slavi dell’Istria“, in dem er die Rettung der aus seiner Sicht von Slawen und Deutschösterreichern bedrohten Italianität von Triest nur in einem Krieg gegen Österr. sah. Mitte 1911 wurde T. Mitarb. bei der Z. (später Tagesztg.) „L’Idea Nazionale“, Sprachrohr der Associazione Nazionalistica Italiana, die einen anti-parlamentar., sozialdarwinist. Expansionskurs Italiens vertrat. Dort propagierte er den Mythos von der Überlegenheit der „tausendjährigen Lateiner“ über die german., v. a. aber die slaw. Rasse, der man im Adriaraum den Vernichtungskampf ansagen müsse, wobei er Triest als Erbin altröm. und venezian. Machtpositionen als „Tor zum Osten“ für die imperialist. Mission Italiens bezeichnete. Im Sommer 1914 floh T. nach Venedig, erklärte sich zum Deserteur der österr.-ung. Armee und agitierte intensiv für die Teilnahme Italiens am Krieg. Nach der Kriegserklärung Italiens an Österr.-Ungarn im Mai 1915 meldete er sich freiwillig, wurde im Rang eines Lt. dem 8. Alpini-Rgt. zugeteilt und fiel an der Front in den Karn. Alpen. T., Spitzenexponent des imperialist. adriat. Irredentismus, verbarg seine leidenschaftl. Natur hinter einem sarkast. Habitus, der auch seine polit. Reden und Schriften prägte. Als Theoretiker des „naturgegebenen“ Rassenkampfs und der Unversöhnlichkeit von Nationalismus und Demokratie war T. ein Vorläufer des Faschismus.