Tischer František (Franz Johann) d. J., Archivar und Priester. Geb. Neuhaus, Böhmen (Jindřichův Hradec, CZ), 23. 6. 1872; gest. Prag, Tschecho-Slowakei (Praha, CZ), 19. 1. 1939; röm.-kath. Sohn von František T. d. Ä. (s. u.). – T. stud. nach Absolv. des Gymn. an der theol. Fak. der dt. Univ. Prag. Nach seiner Priesterweihe 1895 wirkte er als Kaplan in Kolin (Kolín) und Nusle, ab 1898 war er als erzbischöfl. Archivar in Prag tätig; Konsistorialrat. T.s Ed. und materialreichen Aufsätze, die er u. a. in den Fachz. „Časopis Musea Království českého“, „Časopis společnosti přátel starožitností“, „Listy filologické“, „Sborník historického kroužku“ und „Věstník Královské české společnosti nauk“ publ., widmete er v. a. der Kirchengeschichte Böhmens des 16.–18. Jh. (Ordensgeschichte, Geschichte der kirchl. Verwaltung, Zensurwesen), der Geschichte von Neuhaus (Adelsgeschichte der Gf. Czernin) und Ostböhmen sowie der napoleon. Zeit (Biographie des Hg. von Reichstadt „La vie et la mort d’Aiglon“). Zusammen mit →Antonín Podlaha arbeitete er am theol. Wörterbuch „Český slovník bohovědný“ (1912–32). Gegen Ende seines Lebens ordnete T. das Archiv des Augustinerordens zu St. Thomas in Prag und bereitete zugleich dessen Urkundenbuch zum Druck vor. Er war ab 1912 ao. Mitgl. der Kgl. Böhm. Ges. der Wiss. und gehörte der Československá společnost archivní an. Sein Vater František T. d. Ä. (geb. Grossbernharz, Böhmen / Bednárec, CZ, 21. 5. 1831; gest. Neuhaus, 14. 3. 1910) war nach dem Besuch des Gymn. in die Dienste der Gf. Czernin getreten. Dort war er 1853 als Praktikant, 1856–73 als Wirtschaftsschreiber und schließl. als Archivar tätig. Er ordnete den Großtl. der Bestände des gräfl. Archivs (u. a. Familienarchive der Herren von Neuhaus, Slavata und Czernin) und ed. mehrere Quellen zur älteren Geschichte der Neuhauser Adelsfamilien (u. a. „Zweite Gesandtschaftsreise des Grafen Hermann von Chudenitz nach Constantinopel im Jahre 1644“, 1879; „Dopisy Viléma hraběte Slavaty Jaroslavu Bořitovi z Martinic z let 1631–1635“, in: Sborník historický 1883–86) sowie die Smlg. der Urkunden von Neuhaus (Archiv český 9–11, 1889–92).