Tlučhoř Alois, Ps. Schlagbrandtner, A. Th. Sonnleitner, Alois Tlučhoř-Sonnleitner, Schriftsteller und Pädagoge. Geb. Daschitz, Böhmen (Dašice, CZ), 25. 4. 1869; gest. Perchtoldsdorf, Groß-Wien (NÖ), 2. 6. 1939 (ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Perchtoldsdorfer Friedhof); röm.-kath. T. stammte aus einer böhm. Bauernfamilie und war ab 1900 mit Clara T., geb. Sperlich, verheiratet. – Nach Absolv. des Stiftsgymn. Melk 1891 stud. T. an der Univ. Wien und unterrichtete anschließend naturwiss. Fächer an Wr. Bürgerschulen (Dir. in Perchtoldsdorf), 1924 Dr. phil. mit der Diss. „Potentielle Willensfreiheit und Suggestion des Objekts“. Pädagog. engagiert, begründete er 1896 die ersten österr. Elternkonferenzen, plädierte für die Institution des Schularztes und war Mitbegründer der Österr. Ges. für Schulhygiene. Er richtete Schulwerkstätten ein, förderte das Hortwesen („Zur Jugendhortfrage“, 1897), gründete Jugendver. und war ein Vorreiter für schul. Sexualaufklärung („Die Grille und ihre Schwester Lotti“, „Der Universalerbe“, beide 1908). Darüber hinaus hielt er naturwiss. Vorträge („Ameisen, Bienen, Kalk im Dienste des Lebens und der Kunst“) und setzte sich für pädagog. wertvolle Kinder- und Jugendliteratur ein. Bereits im Alter von 15 Jahren publ. er das Lied „Vesperglocken“ (1884), dem Beitrr. u. a. in →Peter Ros(s)eggers „Der Heimgarten“, in „Ver sacrum“ und in der „Österreichischen Volkszeitung“ folgten. Zu Kriegsende erschien der erste Bd. von T.s populären Kinder- und Jugendbüchern („Die Höhlenkinder im heimlichen Grund“, 1918), deren Gesamtaufl. die Millionengrenze erreichte; sein Ps. wählte T. nach seinem Wohnsitz „Auf der Sonnleite“ in Perchtoldsdorf. Die Trilogie „Die Höhlenkinder“ (1918–20), eine kulturhist. Entwicklungsgeschichte („Kultur-Erarbeitungs-Robinsonade“) anhand des Schicksals zweier Kinder, machte ihn international bekannt und wurde in etl. Sprachen übers. Ab Mitte der 1920er-Jahre kamen in der R. „Augen auf!“ verschiedene Textabschnitte der „Höhlenkinder“-Trilogie und der nachfolgenden „Koja“-Trilogie (1922–25) als eigene Bändchen heraus (u. a. „Die Höhlenkinder in der Sintflut“, 1926, „Koja an der Donau“, 1928). Weiters verf. T. Märchen (u. a. „Rübezahl und der Klöppel-Hannes“, 1925) und Ged. (u. a. „Von Schönheits Gnaden“, 1924) sowie unter dem Namen „Tluchor-Sonnleitner“ sozialpolit. und pädagog. Fachschriften (u. a. „Das Märchen in der Seele des Kindes“, 1913). T. war u. a. Vorstandsmitgl. der Kath.-dt. Schriftstellervereinigung Winfried und des Schutzverbandes dt. Schriftsteller Österr., außerdem Mitgl. der Phil. Ges. der Univ. Wien und Sektionsleitungsmitgl. der Ges. für Volksgesundheit. Im Nationalsozialismus stand die „Höhlenkinder“-Trilogie auf der Empfehlungsliste „Das Buch der Jugend“ der Reichsstelle zur Förderung des dt. Schrifttums und verzeichnete hohe Aufl. 1943 stiftete seine Witwe, die sich ebenfalls im pädagog. Bereich (u. a. „Die Zahnpflege unserer Schulkinder“, 1916; „Erhöhte Reinlichkeitspflege zur Verhütung ansteckender Krankheiten“, 1921) engagierte, den A.-Sonnleitner-Preis zur Förderung wiss. Untersuchungen auf dem Gebiet der biomedizin. Grundlagenforschung unter bes. Berücksichtigung der Karzinogenese, der seit 1959 durch die ÖAW jährl. vergeben wird.