Toepler August Joseph, Physiker. Geb. Brühl, Preußen (Brühl/Rheinland, D), 7. 9. 1836; gest. Dresden, Sachsen (D), 6. 3. 1912; röm.-kath. Sohn des Musikdir. Michael T. (gest. Brühl, 12. 11. 1874); verheiratet mit Olga T., geb. Richter (geb. Neubrunn, Preußen / Szczawina, PL, 10. 9. 1838; gest. Dresden, 5. 2. 1913). – Nach Besuch der Provinzialgewerbeschule und der Realschule 1. Ordnung in Köln betätigte sich T. zunächst als Klavierlehrer und Zeichner. 1855–58 stud. er Physik, Mathematik und Chemie am Berliner Gewerbeinst. und besuchte daneben Vorlesungen an der dortigen Univ.; 1860 Dr. phil. an der Univ. Jena. 1858–64 wirkte T. zunächst als Ass., später als Doz. an der Landwirtschaftl. Akad. Bonn-Poppelsdorf. 1864 ging er als Prof. der Chemie und chem. Technol. an das Polytechnikum nach Riga. 1868 nahm T. einen Ruf als Ordinarius für allg. und experimentelle Physik an die Univ. Graz an. In dieser Funktion leitete er den Bau des neuen physikal. Inst., dessen Struktur und Ausgestaltung er bis ins Detail selbst plante (1872–75). Das Inst. war für die Gestaltung späterer physikal. Forschungseinrichtungen maßgebend. In Graz verband T. eine persönl. Freundschaft und wiss. Zusammenarbeit mit →Ludwig Boltzmann. Nach dem Weggang Boltzmanns nach Wien und einem schweren Unfall wechselte T. 1876 als Prof. für Physik und Leiter des Physikal. Inst. am Kgl.-Sächs. Polytechnikum (ab 1890 TH) nach Dresden. 1900 trat er aus gesundheitl. Gründen i. d. R. T. zählt zu den bedeutendsten und vielseitigsten Physikern und Erfindern in der 2. Hälfte des 19. Jh. Er entwickelte zahlreiche Methoden und Apparate zur exakten wiss. Forschung. Schon seine Diss. „Über einen Vorschlag zu einer neuen Methode durch einen einzigen Leitungsdraht gleichzeitig mehrere telegraphische Depeschen zu befördern“ (1860) zeugt von seinem Erfindergeist. T. entwickelte v. a. Messverfahren und -instrumente wie die Barometer-Luftpumpe ohne Hähne, Ventile und den Schädl. Raum (1862), wodurch die industrielle Produktion von elektr. Glühlampen ermöglicht wurde. Mit seiner Erfindung des Schlierenapparats machte er als Erster die Schallwellen sichtbar. Parallel zu ähnl. Forschungen von Wilhelm Holtz entwickelte er eine sog. Influenzmaschine zur Erzeugung elektr. Spannung, wofür er 1869 gem. mit Holtz den Baumgartner-Preis der k. Akad. der Wiss. in Wien erhielt. Auf Grundlage der Forschungen von T. und Holtz entwickelte Werner v. Siemens die Dynamomaschine. Weitere Forschungen u. a. zum Magnetismus führten 1883 zur Konstruktion einer magnet. Waage. Ferner baute er das von ihm so bezeichnete Vibroskop zur Beobachtung von Schwingungen tönender Körper. T. war ab 1874 k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien, ab 1879 jener von Berlin und ab 1896 jener von München, ab 1885 o. Mitgl. der kgl. Sächs. Ges. der Wiss. sowie ab 1879 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina; Geh. Rat, 1886 Dr. med. h. c. der Univ. Heidelberg, Dr. Ing. h. c. der Univ. Dresden.