Töpper Andreas, Großindustrieller und Gutsbesitzer. Geb. Schwanberg (Stmk.), 10. 11. 1786; gest. Scheibbs (NÖ), 27. 4. 1872. Sohn des Hafnermeisters Michael T., Schwager von Matthias Jandl; in 1. Ehe ab 1811 mit Helena T., geb. Hafner (gest. 1858), in 2. Ehe mit Amelie Höfling (geb. Wien, 1839) verheiratet. – Nach einer zweijährigen Lehre bei einem Schmied und seiner Wanderschaft als Geselle, die ihn nach Graz, Stainz, Göß und Weiz führte, arbeitete T. in einer Stainzer Zeugschmiede als Obermeister. Da er Bleche mit Walzen und nicht wie bisher durch Hämmern herstellte, konnte er für einen Papiermüller gewalzte Pressspindeln von bes. Präzision und für einen Goldverarbeiter hochwertige Drahtwalzen anfertigten. 1808 gründete er ein Blechwalzwerk in Krems bei Voitsberg. 1814 wurde er in die Voitsberger Schmiedezunft aufgenommen. Mit seinem Meisterbrief machte er sich selbstständig und kaufte gem. mit seinem Schwager ein kleines Walzwerk in Gruben bei Leoben. Seine großen Erfolge verdankte er nicht nur seiner Tüchtigkeit, sondern auch seinen Förderern, u. a. K. →Franz II. (I.). Erzhg. →Johann veranlasste ihn, 1817 nach NÖ zu übersiedeln und den „Grießhammer“ am Jessnitzbach unweit von Scheibbs zu kaufen. Dort errichtete er bis 1820 mit vorerst zwei Walzwerken und zwei Flammöfen die erste Eisen-, Stahl- und Walzblechfabrik. Aus der Werksiedlung entwickelte sich der Ort Neubruck, benannt nach der von T. errichteten Neuen Brücke. Für seine Erfindungen erhielt T. 1821 ein ausschließl. Privileg und 1836 eine Landesfabriksbefugnis zur Erzeugung gepresster Kopfnägel und aller Arten von Streckeisen. Ab 1827 durfte er in seine Produkte den k. Adler einprägen. 1823 errichtete T. ein weiteres Eisenwerk in Kienberg bei Gaming und gestaltete 1832 dort den „Weghammer“ zu einer Gasröhrenfabrik um. Im selben Jahr erwarb er das Gut Jagerslehen bei Lunz am See, den ehemaligen Umschlagplatz der Innerberger Hauptgewerkschaft, eröffnete dort 1854 sein drittes Hammerwerk sowie ein Eisenwerk, für das er die Wasserkraft der Ybbs nutzte. Sein unternehmer. Geschick und der steigende Bedarf an Schiffsblechen, Patronenhülsen und Schienen für das im Entstehen begriffene Eisenbahnnetz machten im Vormärz sein Unternehmen zum größten und modernsten der Eisen- und Walzblechind. der Monarchie. Wegen der Wichtigkeit seiner Erzeugnisse waren seine Arbeiter vom Militärdienst befreit. 1840 erhielt T. ein weiteres Privileg für ein Verfahren, in dem Roheisen nicht mehr in offenen, sondern in geschlossenen Öfen umgeschmolzen und zu Blech- und Streckflammöfen geleitet wurde. In der Wirtschaftskrise 1857 geriet der Absatz jedoch ins Stocken. Der Ausbau der Südbahn begünstigte billige Importe aus England, wegen der Auflassung von Rotationsraketen durch die Heeresleitung verlor T. Aufträge. Für seine Arbeiter ließ er Wohnhäuser errichten und sie erhielten nach 15-jähriger Beschäftigung eine Altersversorgung. Sein Vaterhaus in Schwanberg ließ er als Armenhaus einrichten. Jede Fabrik war mit einem „Spitalzimmer“ ausgestattet. Bald nach seinem Tod wurden sie in Papier- bzw. Holzstofffabriken umgewandelt. Für ihre Erzeugnisse erhielt die Fa. T. bei den Gewerbsproduktenausst. in Wien 1839 und 1845 die Goldene Medaille sowie Medaillen bei den Weltausst. (1851 sowie 1862 Bronze in London, 1855 Silber in Paris, 1867 Bronze in Paris sowie 1873 in Wien). 1862 bekam T. das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Sein Ansuchen um Erhebung in den Ritterstand 1869 wurde jedoch abgelehnt.