Török de Ponor, Aurél; eigentl. Thewrewk v. Ponor (1842–1912), Mediziner und Anthropologe

Török de Ponor Aurél, eigentl. Thewrewk v. Ponor, Mediziner und Anthropologe. Geb. Preßburg, Ungarn (Bratislava, SK), 13. 2. 1842; gest. Genf (Genève, CH), 2. 9. 1912. Sohn von →József Thewrewk v. Ponor, Bruder des Literaturwiss. und Lehrers Árpád Thewrewk v. Ponor und von →Emil Thewrewk v. Ponor. – Nach Besuch des Piaristengymn. in Pest (Budapest) stud. T. ab 1864 Med. an der Univ. Wien; 1867 Dr. med. 1867–69 Ass. am physiolog. Inst. der Univ. Pest, wechselte T. als Prof. für theoret. Med. an die med.-chirurg. Abt. der Akad. in Klausenburg (Cluj-Napoca) und wirkte ab 1872 als Prof. für Physiol. an der dortigen (neu gegr.) Univ. 1881 wurde T. zum Prof. des an der phil. Fak. der Univ. Budapest neu errichteten Lehrstuhls für Anthropol. ernannt; 1907/08 Rektor. T., der zu den frühen Anhängern des Darwinismus zählte, gilt als einer der ersten Anthropologen Ungarns; sein Name ist untrennbar mit der Gründung des Inst. und des Mus. für Anthropol. in Budapest verbunden. Er vollzog anthropolog. Messungen an den Knochenfunden von hist. Persönlichkeiten (Kg. Béla III., Fürst Ferenc Rákóczi, Gfn. Ilona Zrínyi, Fürst Imre Thököly etc.), wobei ihm anhand der Knochenüberreste die Identifizierung der Leichname Bélas III. und dessen Frau gelang. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit der Anthropol. der Ungarn zur Zeit der Landnahme sowie mit der Gesichtsrekonstruktion von Skeletten. Sein biometr. Verfahren, insbes. die Einführung der Wahrscheinlichkeitstheorie in die anthropolog. Praxis, brachte ihm weitreichende Anerkennung. Mit einem von ihm konstruierten Kraniometer begründete er auch im Ausland seinen Ruf als Experte. Seine tw. in dt. Sprache erschienenen Publ. sind bis heute von grundlegender Bedeutung, darunter sein Werk „Grundzüge einer systematischen Kraniometrie“ (1890), in dem er über 5.300 Messungen beschrieb. Erwähnenswert ist auch seine bereits 1888 erschienene Arbeit „Über ein Universal-Kraniometer“. 1882 gab er die Fachz. „Anthropológiai füzetek“ heraus. 1892 k. M. der MTA, k. M. der Anthropolog. Ges. in Wien sowie Mitgl. zahlreicher ausländ. anthropolog. und ethnograph. Ges., erhielt er 1898 das Ritterkreuz des Ordens der Eisernen Krone III. Kl.

Weitere W.: s. Markó.
L.: NFP, 4. 9. 1912; Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex.; Markó (m. B. u. W.); Petermanns Mitt. 58, 1912, S. 282; Szinnyei; V. Semayer, in: Ethnographia 23, 1912, S. 257ff.; B. Lengyel, in: Akad. Értesítő 23, 1912, S. 547f.; Mitt. der Anthropolog. Ges. in Wien 43, 1913, S. 4; L. Bartucz, in: Természettudományi közlöny 74, 1942, S. 33ff.
(K. Kapronczay)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 373f.
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