Tolomei, Giampaolo (Gian Paolo) (1814–1893), Jurist

Tolomei Giampaolo (Gian Paolo), Jurist. Geb. Loreggia (I), 10. 12. 1814; gest. Padua (Padova, I), 9. 5. 1893. Sohn von Bernardo T. und Brigida T., geb. Franceschetti; ab 1838 verheiratet mit Elisabetta T., geb. Di Fortunato Gennari. – T. besuchte 1824–34 das Lyzeum und Gymn. in Treviso. Im Anschluss daran stud. er Rechtswiss. an der Univ. Padua (1839 Dr. iur.). Bereits während seiner ersten Jahre als Anwalt wurde er Ass. an der jurid.-polit. Lehrkanzel und las über Natur-, Privat- und Kriminalrecht. Ab 1841 vertrat er den erkrankten Prof. Giuseppe Todeschini Munari und übernahm nach dessen Emer. 1844 die Lehrkanzel. 1866–74 Präses der jurid. Fak., 1869/70 und 1878/79 Rektor. 1856 gründete er die Accad. dei dibattimenti penali, die der rhetor. Ausbildung junger Rechtsgelehrter diente und bis 1866 bestand. T., der bes. Wert auf die akadem. Lehre legte, verf. mehrere Lehrbücher, die auch überregional Verwendung fanden, so etwa den dreibändigen „Corso elementare di diritto naturale o razionale“ (1855). T. war von 1866 an bis zu seinem Lebensende Mitgl. und Präs. in zahlreichen gesetzgebenden Komm. Deren Schwerpunkt lag in der Ausarbeitung und späteren Weiterentwicklung des Strafgesetzbuchs für das 1861 entstandene Kg.reich Italien. T.s polit. Karriere begann auf kommunaler Ebene als Gmd.rat von Torreglia und Padua (1847–67) und führte ihn in den Prov.rat von Padua (Vizepräs. 1866–82); ab 1890 Senator. Er wurde 1875 k. M. des Ist. veneto di scienze, lettere ed arti di Venezia, 1881 w. M. 1888–90 fungierte T. als Präs. der Accad. di scienze, lettere ed arti di Padova. Ihm wurden zahlreiche Orden verliehen, so war T. ab 1876 auch Grande ufficiale dell’Ordine della Corona d’Italia.

Weitere W.: s. Lampertico.
L.: Wurzbach; F. Ambrosi, Scrittori ed artisti trentini, 1894, s. Reg.; F. Lampertico, Commemorazione di G. P. T., 1896 (m. W.); A. Malatesta, Ministri, deputati, senatori dal 1848 al 1922, 3, 1941, S. 187; Senato della Repubblica (m. B., nur online, Zugriff 8. 10. 2013).
(J. Pircher)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 381
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