Tomaschek von Stradowa, Johann Adolf Edler (1822–1898), Rechtshistoriker und Politiker

Tomaschek von Stradowa Johann Adolf Edler, Rechtshistoriker und Politiker. Geb. Iglau, Mähren (Jihlava, CZ), 16. 5. 1822; gest. Wien, 9. 1. 1898; röm.-kath. Sohn des Altphilologen und Gymn.lehrers Johann Adolph Tomaschek (1791–1849), Bruder von →Anton Tomaschek, →Karl Tomaschek und →Ignaz Tomaschek, Halbbruder von →Wilhelm Tomaschek. – T. besuchte das Gymn. in Iglau, prom. 1844 zum Dr. iur. in Olmütz (Olomouc) und legte 1847 die Richterprüfung aus Kriminalrecht ab. 1844–57 lehrte er jedoch klass. Philol. und Mathematik an Gymn. in Brünn (Brno), Tarnów und Iglau; Bemühungen um eine Lehrkanzel für Natur- und Kriminalrecht in Lemberg (L’viv), Padua oder Agram (Zagreb) hatten keinen Erfolg. 1848/49 war er Abg. zur Frankfurter Nationalversmlg., wo er dem linken Zentrum beitrat und gegen die Wahl Friedrich Wilhelms IV. zum dt. K. stimmte. Nach 1849 war T. im Archiv von Iglau tätig und beschäftigte sich insbes. mit dem Stadt- und Bergrecht seiner Heimatstadt. 1858–63 wirkte er als Archivar am HHStA in Wien, wo er jedoch erst 1875 seine Pensionierung durchsetzen konnte; in dieser Zeit habil. er sich (nach einem vergebl. Versuch) 1859 für Dt. Reichs- und Rechtsgeschichte an der Univ. Wien. Angesichts der Notwendigkeit, die österr. Rechtsgeschichte neben ihrer dt. Schwesterdisziplin zu etablieren, wurde T. 1863 zum ao. Prof., 1871 zum o. Prof. für Österr. Rechtsgeschichte und Rechtsaltertümer ernannt; er wird als Pionier auf diesem Gebiet angesehen; 1877/78 Dekan. 1880 übernahm T. auch das Dt. Recht als zweites Nominalfach; 1893 wurde er emer. und aus diesem Anlass nob. Schon 1861 war ihm die Goldene Medaille für Kunst und Wiss. verliehen worden; ab 1867 war er k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien.

W.: Dt. Recht in Oesterr. im dreizehnten Jh. auf Grundlage des Stadtrechtes von Iglau, 1859; Recht und Verfassung der Markgrafschaft Mähren im XV. Jh., 1863; Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien, 2 Bde., 1877–79; Das Heimfallsrecht, 1882; Das alte Bergrecht von Iglau und seine bergrechtl. Schöffensprüche, 1897; etc.
L.: NFP, 10. 1. 1898 (A.); ADB; Almanach Wien 48, 1898, S. 293ff.; Czeike; Wurzbach; H. Lentze, in: Stud. zur Geschichte der Univ. Wien 2, 1965, S. 61ff.; F. Czeike, in: Wr. Geschichtsbll. 27, 1972, S. 401f.; K. Ebert, in: Die Österr. Rechtsgeschichte, 1991, S. 49ff.; AVA, Wien.
(Th. Olechowski)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 387f.
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