Topič, František (1858–1941), Verleger und Mäzen

Topič František, Verleger und Mäzen. Geb. Chwalin, Böhmen (Chvalín, CZ), 20. 11. 1858; gest. Prag, Protektorat Böhmen und Mähren (Praha, CZ), 29. 3. 1941. Sohn eines Bauern, Vater von Jaroslav T. (s. u.); verheiratet mit Terezie Šulcová (1861–1924), einer Nichte von →František Šimáček. – T. besuchte die Realschulen in Laun (Louny) und Aussig (Ústí nad Labem) sowie die Handelsschule in Prag. Danach wirkte er in mehreren Firmen und publ. gelegentl. in Ztg. wie „České noviny“, „Domažlické listy“ oder „Říp“ über die zeitgenöss. Handelsproblematik. Damit machte er den Verleger →František Šimáček auf sich aufmerksam und begann 1882 in der Administration von dessen Verlag zu arbeiten. Als Šimáček 1883 die Buchhandlungskonzession erhielt, beauftragte er T. mit der Leitung der Buchhandlung in der Ferdinandstraße, einer der prominentesten Adressen Prags. Gleichzeitig begann T. auch seine verleger. Tätigkeit (zuerst als „knihkupectví F. Šimáček“), nach Šimáčeks Tod 1885 leitete er die Buchdruckerei, im selben Jahr erhielt er eine eigene Konzession. Ab 1886 waren Buchhandlung, Verlag und Buchdruckerei mit T.’ Namen verknüpft. Er gewann für seinen Verlag Schriftsteller wie Václav Beneš Třebízský, →Svatopluk Čech, Ignát Herrmann, Josef Holeček, →Karel Leger, →Jan Neruda und →Josef Svátek und begann mit der Hrsg. von Z. („Ruch“, „Švanda dudák“, „Těsnopisná besídka“, „Topičův sborník literární a umělecký“). Sein Unternehmen wurde eines der profiliertesten und dynamischsten in den böhm. Ländern der 1890er–1900er-Jahre, mit mehreren Niederlassungen (u. a. in Wien). Im Verlag erschienen auch Ed.reihen mit tschech. und (übers.) fremdsprachiger Belletristik („Knihovna Švandy dudáka“, „Topičovy dobré knihy původní“, „Topičovy dobré knihy přeložené“), Schullektüre („Osení“, „Sbírka souvislé četby školní“), volksaufklärer. Werken („Povídky o zvířatech“) sowie zur Kunst- („Umělecké památky“) und Kulturgeschichte („České hlavy“, „Duch a svět“). Nach 1918 folgten Spezial-Ed. u. a. für amerikan. und französ. Literatur sowie Z. wie „La Revue française de Prague“ (1922–38). 1894 hatte T. außerdem gem. mit Viktor Oliva den sog. Topičův salon gegr., in dem Kunstwerke und kunstgewerbl. Gegenstände zahlreicher tschech. und auswärtiger Künstler ausgest. bzw. verkauft wurden. Er war Obmann des Buchhändlerver. Spolek českých knihkupců a nakladatelů und 1899 Mitbegründer der Česká grafická unie. Sein Sohn Jaroslav T. (geb. Prag, 7. 7. 1886; gest. ebd., 25. 3. 1936) besuchte die Handelsakad. in Leipzig und Paris. Er absolv. eine Lehre in der Fa. seines Vaters, deren Mitinhaber er 1913 wurde. In den 1920er-Jahren kam es durch den staatl. subventionierten Verlag Orbis zu hohen Umsatzeinbußen. Nach Jaroslavs Tod verkaufte T. alle mit der Fa. verbundenen Immobilien an Jaroslav Stránský, den Besitzer der Ztg. „Lidové noviny“ und des Verlagshauses František Borový, im November und Dezember 1936 wurden auch die Smlgg. des Topičův salon und die Privatsmlgg. der Familie veräußert. Jaroslavs Frau Milada T., geb. Buršíková (geb. Prag, 18. 3. 1888; gest. Raspenava, ČSR/CZ, 27. 4. 1961), setzte die Publ.tätigkeit im Familienhaus in Prag-Kgl. Weinberge unter dem Namen Topičova edice fort. Ende 1942 wurde die Fa. in eine GmbH umgewandelt, 1949 verstaatlicht. Im Jänner 1953 wurde Milada T. in das nordböhm. Grenzland zwangsausgesiedelt. 1998 gründete ihre Tochter Milada Blekastad Topičová (1917–2003) den Nadační fond Františka Topiče für junge Literatur- und Kulturwiss.

Weitere W.: s. LČL. – Jaroslav T.: Petříková. – Nachlass: Literární archiv PNP, Praha, CZ.
L.: Lidové noviny, 31. 3., 3., 6. 4. 1941; Venkov, 1. 4. 1941; Naše zprávy, 23. 4. 1941 (m. B.); LČL (m. W.); Masaryk; Otto; Otto, Erg.Bd.; A. Novák, in: Hollar 17, 1941, S. 27f.; E. Weinfurter, in: Knihkupec a nakladatel 3, 1941, S. 177f. – Jaroslav T.: Prager Presse, Právo lidu, 26. 3. 1936; Almanach k čtyřicátému výročí založení závodu F. T. v Praze, 1923; T. almanach 1883–1933, ed. J. Knap, 1933; J. Kubíček, Muž práce, 1934 (m. B.); M. Petříková, Nakladatelství F. T. do roku 1936, sozialwiss. DA Praha, 1968; M. Formánková, Archiv T. nakladatelství, 1970; T. dům – nakladatelské příběhy 1883–1949, ed. G. Dupačová – A. Zach, 1993 (m. B.); E. Bílková, Nakladatelství F. T. Nakladatelský archiv (1885–1949), 2, 2000.
(V. Petrbok)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 405
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