Topitz, Anton (1857–1948), Botaniker und Lehrer

Topitz Anton, Botaniker und Lehrer. Geb. Linz (OÖ), 26. 3. 1857; gest. ebd., 26. 1. 1948; röm.-kath. Sohn des Hutmachergesellen Johann T. (geb. Budweis, Böhmen / České Budějovice, CZ, 12. 12. 1819) und der Köchin Josefa T., geb. Krugl (geb. Linz, 8. 2. 1820), Vater von Anton Maria T. (s. u.). – Nach Besuch des Untergymn. und der Lehrerbildungsanstalt in Linz wirkte T. 1876–82 als Aushilfslehrer in Altstadt (Staré Město pod Landštejnem), nach Ablegung der Reifeprüfung (1881) in der ersten Jahreshälfte 1883 als Unterlehrer in Oberhaid (Horní Dvořiště) und von Oktober 1883 bis Februar 1886 als Lehrer in Sonnberg (Žumberk). Nach Erwerb der Lehrbefähigung für Volksschulen (1885) ging T. 1886 als Schulleiter nach Kodetschlag (Jenín), 1888 kam er schließl. als Oberlehrer in das oö. St. Nikola an der Donau. 1923 trat er mit Verleihung eines Dir.titels i. d. R. Ab etwa 1883 beschäftigte sich T. mit Fragen zur systemat. Botanik und Floristik. In seiner ersten Veröff. beschrieb er einige „Neue oberösterreichische Formen der Gattung Rubus“ (in: Österr. Botan. Z. 42, 1892), wandte sich jedoch bald ausschließl. dem Stud. der Minzen zu. Fünf Arbeiten verf. er zunächst „Über einige neue Formen der Gattung Mentha“ (u. a. in: Dt. botan. MS 13–14, 1895–96, 22, 1911) und legte dann mit „Beiträge zur Kenntnis der Menthenflora von Mitteleuropa“ (in: Beihe. zum Botan. Centralbl. 30, 1913) sowie mit „Diagnoses formarum novarum generis Menthae praecipue ex auctoris scripto“ (in: Repertorium specierum novarum regni vegetabilis 14, 1914/16) seine bedeutendsten Arbeiten auf diesem Gebiet vor. T. war Mitarb. der „Flora exsiccata Austro-Hungarica“ und gab 1915 zwei Faszikel eines eigenen Exsikkaten-Werks, der „Menthotheca Austro-Hungarica“ (Nr. 1–40), heraus. Neben den Blütenpflanzen beschäftigte er sich mit Moosen, legte ein eigenes Moosherbarium an und sammelte für das Oö. Landesmus. Um 1930 begann T. mit der Anlage einer Fundkartei der Pflanzen OÖ und arbeitete 1932–43 an der Ordnung und Vereinigung der Herbarbestände des Oö. Landesmus. Neben seiner wiss. Tätigkeit leitete er über 43 Jahre den Kirchenchor St. Nikola, beschäftigte sich ab 1890 mit Bienenzucht und war 1905 Mitbegründer der freiwilligen Feuerwehr St. Nikola-Sarmingstein. Ab 1913 war er Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien, 1937 wurde ihm das goldene Verdienstkreuz der Republik Österr. verliehen. Sein Sohn, der Kammersänger Anton Maria T., eigentl. Anton Mathias T. (geb. Kodetschlag, Böhmen / Jenín, CZ, 26. 2. 1887; gest. Berlin, D, 7. 4. 1949), war Sängerknabe im Stift Wilhering und in Linz, wo er auch als Organist wirkte. In Wien stud. er 1907–12 Med., war als Organist tätig und besuchte 1913/14 sowie 1918/19 die Akad. für Musik und darstellende Kunst. 1919 debüt. er als Lohengrin am Dt. Theater in Brünn (Brno), sang 1921–23 in Graz, 1923–25 in Leipzig und 1925/26 in Berlin. Später trat er v. a. als Konzert-, Lied- und Oratoriensänger in Europa und Nordamerika auf, war zeitweilig Mitgl. des Rosenthal-Vokalquartetts in Leipzig, gastierte aber auch an Opernhäusern. Er wirkte 1930 in den Urauff. von Schönbergs Oper „Von heute auf morgen“ in Frankfurt am Main sowie Bertolt Brechts und Hanns Eislers Stück „Die Maßnahme“ in der Berliner Philharmonie mit. Ab 1931 NSDAP-Mitgl., war er Fachspartenleiter der Untergruppe Vokal im Kampfbund für dt. Kultur Groß-Berlin. Er arbeitete auch als Musikjournalist.

Weitere W.: Oö. Menthen, in: Jahresber. des Ver. für Naturkde. in Österr. ob der Enns zu Linz 32, 1903; Ung. Minzen, in: Magyar Botanikai Lapok 15, 1916; Mentha paludosa Moench, eine Sippe der Hybride Mentha verticillata L., ebd. 22, 1924.
L.: Oö. Nachrichten, 28. 1. 1948; Stafleu; Oö. Lehrer-Kal. und Schematismus für 1888–89, 1888, S. 244f.; I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 1896, S. 120, 2. Aufl. 1902, S. 164, 3. Aufl. 1909, S. 232; Botanik und Zool. in Österr. … 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; Biologen-Kal. 1, 1914, S. 326; Th. Kerschner – J. Schadler, in: Jb. des Oö. Musealver. 85, 1933, S. 413f.; Ä. Kloiber, in: Oö. Kulturber., F. 39, 1952; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; F. Speta, in: Jb. des Oö. Musealver. 128/2, 1983, S. 158; J.-P. Frahm – J. Eggers, Lex. dt.sprachiger Bryologen, 2. Aufl. 2001; Oö. Biograf. Archiv, Linz, OÖ. – Anton Maria T.: Kutsch–Riemens, 3. Aufl., 1999; oeml; E. Klee, Das Kulturlex. zum Dritten Reich, 2007.
(M. Svojtka – E. Offenthaler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 405f.
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