Trčka, Anton Josef; Ps. Antios (1893–1940), Photograph, Maler und Schriftsteller

Trčka Anton Josef, Ps. Antios, Photograph, Maler und Schriftsteller. Geb. Wien, 7. 9. 1893; gest. ebd., 17. 3. 1940 (Gasvergiftung); bis 1917 röm.-kath. Sohn des aus Mähren zugezogenen Lebensmittelhändlers Josef T. (1868–1920) und von Eleonore T. (1867–1909); 1918–28 mit Clara Schlesinger verheiratet. – T. besuchte 1911–15 die Graph. Lehr- und Versuchsanstalt in Wien u. a. bei Karel Novák, der ihm präraffaelit. und symbolist. Vorbilder nahebrachte. Er photographierte zunächst als Amateur und experimentierte mit neuen photograph. Techniken, wobei er oft den Hintergrund im Negativ mit dem Pinsel veränderte. In dieser Zeit porträtierte T. bereits zahlreiche tschech. und österr. Künstler: Bes. Bedeutung erlangte er durch seine Aufnahmen →Egon Schieles und →Gustav Klimts, die er 1914 kennenlernte und i. d. F. immer wieder ablichtete. Was Stimmung und Gestik der Porträtierten betraf, orientierte er sich vielfach an symbolist. Vorbildern, oftmals wurden der Name des Modells und das Aufnahmejahr ins Bild gesetzt, wobei sich Typographie und Platzierung ebenso der photograph. Komposition anpassten wie diese betonten. Ab 1915 beschäftigte sich T. mit Anthroposophie und besuchte 1922 den Anthroposoph. Kongress in Wien. Befreundet mit dem Schriftsteller →Josef Svatopluk Machar, schrieb er außerdem Ged., malte (u. a. Landschafts- und Blumenbilder) und fertigte Schnitzereien sowie kunsthandwerkl. Entwürfe. 1916–18 leistete er Kriegsdienst, danach war er ab 1919 in der Militärphotoabt. des Min. für Öff. Arbeiten in Prag tätig, lebte jedoch weiter in Wien. 1924 begann er wieder zu photographieren, arbeitete 1925 im Atelier von Hella Katz in Wien und gründete 1926 die Ringwerkstätten für Kunsthandwerk und Lichtbildkunst in Wien. Im Jahr darauf meldete er das Gewerbe an, 1930 legte er die Meisterprüfung für Photographen ab. Weiters organisierte er 1929–37 Lesungen in seinem Atelier. T. wählte bei seinen Tanz- und Aktstud. der 1920er-Jahre unterschiedl. Formen, doch wie auch bei den Porträts legte er Wert auf eine ausdrucksstarke Haltung der Hände. Bis auf die Bildnisse von Klimt und Schiele fanden die Arbeiten T.s zeit seines Lebens kaum Eingang in Publ. Erst ab den späten 1970er-Jahren setzte nach und nach eine Wiederentdeckung des Photographen und Künstlers in Ausst. (Prag 1993/94; Salzburg 1999) und Monographien ein.

L.: J. Hofleitner, in: Die Presse, 10. 12. 1999 (Beil., S. 39); WZ, 27. 12. 1999; Fuchs, Geburtsjgg.; Thieme–Becker; Toman; Geschichte der Fotografie in Österr. 1–2, ed. O. Hochreiter – T. Starl, Bad Ischl 1983, s. Reg. (Kat., m. B.); J. Kroutvor, J. A. T.: Fotograf vídeňské moderny, Praha 1993 (Kat.); A. J. T., E. Weston, H. Newton. Die Künstlichkeit des Wirklichen, ed. C. Haenlein, Hannover 1998 (Kat.); J. Tomeš, Český biografický slovník XX. století 3, 1999; M. Faber, A. J. T. 1893–1940, Salzburg 1999 (Kat.); A. Thomas, in: History of photography 29, 2005, S. 217ff.; T. Starl, FotoBibl. Biobibliografie zur Fotografie in Österr. (nur online, Zugriff 16. 1. 2013).
(T. Starl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 439f.
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