Trebitsch, Arthur; Ps. R. Stibert (1880–1927), Schriftsteller

Trebitsch Arthur, Ps. R. Stibert, Schriftsteller. Geb. Wien, 17. 4. 1880; gest. Eggersdorf (Eggersdorf bei Graz, Stmk.), 26. 9. 1927; mos., ab 1909 konfessionslos. Sohn von →Leopold T. (Verwandtschaft s. d.); verheiratet mit Marie T., 1917 Scheidung. – T. absolv. das Schottengymn. und stud. 1899–1903 an der phil. Fak. der Univ. Wien. Er machte sich i. d. F. als dt.nationaler antisemit. Schriftsteller und Philosoph einen Namen und veröff. zahlreiche Schriften in Theodor Fritschs Z. „Der Hammer – Blätter für deutschen Sinn“. T. gehörte wie Otto Weininger dem Wr. Zirkel um Houston Stewart Chamberlain an und führte die Phil. Weiningers fort, wurde aber darin sowie auch in seinen schriftsteller. Ambitionen von den meisten Zeitgenossen nicht ernst genommen. Dadurch bedingt entwickelte er ab dem 1. Weltkrieg einen fanat., paranoide Formen annehmenden militanten Antisemitismus, der in skurrile Weltverschwörungstheorien mündete, die auf den jungen →Adolf Hitler zumindest zeitweise großen Eindruck machten. Sein stadtbekanntes Zerwürfnis mit seinem Halbbruder Siegfried T. 1913 verleitete sogar →Karl Kraus zu Kommentaren in der „Fackel“. T. starb in geistiger Umnachtung. Seine Bücher „Geist und Judentum“ (1919) und „Arische Wirtschaftsordnung“ (1925) wurden nach dem 2. Weltkrieg in der sowjet. Besatzungszone auf die „Liste der auszusondernden Literatur“ gesetzt. Joseph Roth nahm T. zum Vorbild für die Figur des Dr. Trebitsch in „Das Spinnennetz“.

Weitere W. (s. auch Schuberth): Erkenntnis und Logik, 1913; Der Fall F. Gregori und S. Trebitsch, 1914; Die böse Liebe, 1920; N. Lenaus geistiges Vermächtnis, 1920; Aus des Ratsherren J. Teufferius Lebensbeschreybung, 1920; Die Geschichte meines „Verfolgungswahns“, 1923 (m. B.); Der brennende Mensch. Das geistige Vermächtnis von A. T., ed R. Müller-Guttenbrunn, 1930 (m. B.); etc.
L.: AZ, 16. 5. 1913; NFP, 28. 9. 1927 (Parte); Die Fackel, s. Reg.; Wininger; G. Schuberth, A. T., 1927 (m. B. u. W.); Th. Lessing, Der jüd. Selbsthaß, 1930, S. 101ff. (m. B.); S. L. Gilman, Jüd. Selbsthaß, 1993, S. 159f.; K. Ochse, J. Roths Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus, 1999, s. Reg.; B. Hamann, Hitlers Wien, 2001, S. 320ff.; A. Kremer, Dt. Juden – dt. Sprache, 2007, s. Reg.; I. Reiter, G. Harpner (1864–1924), 2008, S. 430ff.; S. Stauss, Zwischen Narzissmus und Selbsthass, 2010, S. 123ff.; Herald. Genealog. Ges. Adler, IKG, WStLA, UA, alle Wien.
(G. Gaugusch – I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 440f.
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