Tremmel, Ludwig (1875–1946), Architekt und Fachlehrer

Tremmel Ludwig, Architekt und Fachlehrer. Geb. Wien, 24. 5. 1875; gest. ebd., 1. 12. 1946; röm.-kath. Sohn des Kunsttischlermeisters Franz Josef T. und von Maria T., geb. Alesch, Vater des Baustatikers und Prof. an der TH Wien Erwin T.; ab 1904 verehel. mit Sophie T., geb. Weitz. – T. besuchte die Staatsgewerbeschule (Abschluss 1894) und stud. 1895–98 an der Wr. ABK bei →Victor Luntz (1898 Specialschul-Preis). Nach Absolv. von Praxisjahren war er 1904–07 bei der nö. Statthalterei mit diversen Großprojekten befasst (Generaldion. der Tabakregie, 1904, Wien 9; Hygieneinst. der Univ. Wien, 1905–08, Wien 9). Ab 1907 arbeitete er in Pilsen (Plzeň) als Chefarchitekt der Škoda-Werke, deren Ausbau er bis zum Ende des 1. Weltkriegs leitete. Gleichzeitig unterrichtete er an der örtl. Staatsgewerbeschule und plante als freier Architekt zahlreiche Wohnbauten in Pilsen, deren historisierender, aber höchst dekorativer Charakter bis heute das Stadtbild prägt. Außerdem baute er auf dem Gebiet der Donaumonarchie Schulen, Hotels, Spitäler (Orthopäd. Spital Wien-Speising, 1910) und Banken (Österr.-Ung. Bank, 1913, Budweis/České Budějovice). Zahlreiche seiner Wettbewerbsentwürfe wurden allerdings nicht realisiert (u. a. Rathaus in Pettau/Ptuj, 1906; Dt. Haus in Pilsen, 1910). 1918 kehrte T. nach Wien zurück und übernahm einen Lehrauftrag für bautechn. Fächer an der techn.-gewerbl. Bundes-Lehranstalt in Wien 1, den er bis 1939 innehatte. Daneben war er als freier Architekt insbes. mit der Errichtung von Wohnhausanlagen befasst (u. a. Schüttau-Hof, 1924–26, Wien 22, gem. mit Alfred Rodler und →Alfred Frh. v. Stutterheim; Dr. Stefan-Licht-Hof, 1930–31, Wien 5), die formal einem oft farbig geprägten, expressionist. Dekorativismus verpflichtet waren. T., der ab 1907 Mitgl. des Ver. Wr. Bauhütte und ab 1912 der Zentralvereinigung der Architekten Österr. war, führte den Titel Prof.

Weitere W. (s. auch Architektenlex.): zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser in Pilsen, 1907–14; Angestelltensiedlung der Tauernbahn, 1923 (Mallnitz); Wohnhausanlage der Tabakregie, 1928 (Krems an der Donau); Volkswohnhaus Nordbergstraße, 1931/32 (Wien 9). – Publ.: Concurrenzproject für das „Deutsche Vereinshaus“ in Mähr.-Schönberg, in: Wr. Bauind.-Ztg. 18, 1901 (gem. m. H. Glaser).
L.: Thieme–Becker; Toman; Vollmer; Oesterr. Bauztg. (Wr. Bauind.-Ztg.) 35, 1918, S. 55f.; H. Kodre, in: der aufbau 19, 1964, S. 343ff.; Kommunaler Wohnbau in Wien, 2. Aufl. Wien 1978 (Kat.); F. Achleitner, Österr. Architektur im 20. Jh. 3/1, 3/3, 1990–2010, s. Reg.; H. Weihsmann, Das Rote Wien, 2. überarb. Aufl. 2002, s. Reg.; ders., In Wien erbaut, 2005; P. Domanický – J. Jedličková, Plzeň v době secese …, 2005, S. 123ff.; Architektenlex. Wien 1770–1945 (m. W., nur online, Zugriff 17. 4. 2014); ABK, Wien.
(U. Prokop)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 449f.
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