Trnobranský, Václav Vilém; Ps. Jan Městecký (1819–1883), Schriftsteller und Beamter

Trnobranský Václav Vilém, Ps. Jan Městecký, Schriftsteller und Beamter. Geb. Rositz, Böhmen (Rosice, CZ), 3. 11. 1819; gest. Opočno, Böhmen (Opočno pod Orlickými horami, CZ), 27. 3. 1883. Sohn eines Ziegelmachers, Vater von Karel T. (geb. Csejte, Ungarn / Čachtice, SK, 25. 2. 1856; gest. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 15. 11. 1910). – T. besuchte 1833–39 das Gymn. in Deutschbrod (Havlíčkův Brod), wo →Karel Havlíček zu seinen Kommilitonen zählte, und 1839–41 die phil. Jgg. in Prag. Auf Wunsch seiner Eltern begann er in Königgrätz (Hradec Králové) ein Stud. der Theol., brach dieses jedoch bald ab und zog nach Brünn (Brno). 1844 wurde er Gerichtspraktikant in Hrochowteinitz (Hrochův Týnec). Ab 1849 war er Aktuar, ab 1850 Gerichtskoär. bei der Grundentlastungskomm. in Kuttenberg (Kutná Hora), wo er wieder auf Havlíček, nunmehr oppositioneller Journalist, traf. Nach Beendigung seiner Tätigkeit in der Komm. wurde T. – vermutl. aufgrund seiner Verbindung zu Havlíček – aus dem Staatsdienst entlassen. Kurz darauf erhielt er eine Anstellung als Gutsverwalter der Familie Pálffy in Stampfen (Stupava). Ab 1854 war er als Beamter in Ungarn (zuletzt in Balassagyarmat und Lewenz/Levice) tätig. Ende der 1850er-Jahre kehrte T. nach Böhmen zurück, wo er 1867 Kanzlist beim selben Amt in Kolin (Kolín), 1869 Grundbuchführer in Strakonitz (Strakonice), später Kanzlist in Adlerkosteletz (Kostelec nad Orlicí) und schließl. Grundbuchführer beim Kreisgericht in Opočno wurde. T.s Mss. blieben zu Lebzeiten großteils unveröff. Seine gesammelten Werke gab sein Sohn posthum heraus („Vybrané spisy veršem i prosou“, 3 Bde., 1883–85). Die Chronol. von T.s Schaffen ist wegen fehlender Datierungen schwierig zu bestimmen. In den populären deklamator. Ged., die T. in der Z. „Květy“ und dem Almanach „Horník“ veröff., ironisierte er (u. a. im Stil eines →František Jaromír Rubeš) das kleinbürgerl. und städt. Verhalten in den 1840er-Jahren und während der Revolution in unmissverständl. Weise. Von Havlíček beeinflusst, schrieb er weiters Epigramme und Aphorismen mit polit. und antiklerikaler Thematik, später auch mit deutl. sozialkrit. Unterton. Weiters verf. er Liebesged. und Balladen zu hist. Themen und mit Sagenmotiven sowie Poesie für Kinder (Auswahl in „České mládeži“ 1, 1885, m. B.). In der Z. „Lumír“ veröff. T. in den 1850er-Jahren unter seinem Ps. mehrere humorist.-satir. Erz. mit Motiven aus dem Dorfleben und treffender Beschreibung einzelner Charaktere und Typen.

Weitere W.: Nachlass: Literární archiv PNP, Praha, CZ.
L.: Národní listy, 29. (Nachmittagsausg.), České noviny, 31. 3., Pokrok, 1. 4. 1883; LČL; F. Čenský, in: Osvěta 13, 1883, S. 453f.; Literární listy 4, 1883, S. 70; Světozor 17, 1883, S. 176; K. Trnobranský, in: V. V. T. Vybrané spisy … 1, 1883, S. IIIff. (m. B.); F. Bačkovský, in: Světozor 21, 1886/87, S. 121f. (m. B.); I. Slavík, in: Hledání modrého květu, 1988, S. 249; L. Peisertová, in: Rozkošný hrob. antologie české romantické poezie, ed. V. Vaněk, 2009, S. 105f.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 467
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