Troskow (Troskov), Rudolf Frh. von; bis 1894 Prinz von Thurn und Taxis (1833–1904), Jurist, Politiker und Publizist

Troskow (Troskov) Rudolf Frh. von, bis 1894 Prinz von Thurn und Taxis, Jurist, Politiker und Publizist. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 25. 11. 1833; gest. ebd., 4. 7. 1904 (seit den 1930er-Jahren begraben in Stará Boleslav, CZ); röm.-kath. Bruder von →Em(m)erich Prinz v. Thurn u. Taxis, fünf Kinder, u. a. Johann (Ivan) Frh. v. T. (geb. Niměřitz, Böhmen / Niměřice, CZ, 29. 6. 1860; gest. Praha, 3. 11. 1920), der nach Russland ging und in der zarist. Armee Karriere machte; verheiratet mit Johanna (Jenny) Freifrau v. T., geb. Ständler (geb. Prag, 9. 4. 1830; gest. Graz, Stmk., 29. 9. 1914). – T. stud. 1853–57 Rechtswiss. in Prag, zusätzl. ab 1854 in Heidelberg; 1857 Dr. iur. in Prag. Schon früh an tschech. Sprache und Literatur interessiert, engagierte er sich polit. im tschech.-nationalen Lager. Er war Hrsg. der Z. „Boleslavan“, in der er, ebenso wie in den „Národní listy“, jurid., polit. und nationalökonom. Beitrr. veröff. Zusammen mit →Karl Jaromir Erben initiierte und red. er die erste tschech. rechtswiss. Z. „Právník“ und lieferte Artikel für →František Ladislav Riegers Enz. „Slovník naučný“. An der Gründung des Turnver. Sokol war er ebenso beteiligt wie an jener der Künstlervereinigung Umělecká beseda und des Gesangsver. Hlahol. Dessen zeitweiliger Leiter →Friedrich Smetana zählte zu seinem Bekanntenkreis und komponierte die Oper „Die Brandenburger in Böhmen“ auf T.s Schloss in Niměřitz. Eine wiss. Karriere (Habil.) wurde T. auf Grund seiner radikalen polit. Positionen verwehrt, herbe Kritik an der Regierung Schmerling trug ihm sogar eine zweiwöchige Gefängnisstrafe ein, auf Grund deren er ein LT-Mandat nicht wahrnehmen konnte. 1864 zog sich T. aus der Politik zurück und widmete sich der Bewirtschaftung seiner Güter, musste jedoch aus finanziellen Gründen 1877 eine Stelle als Konz. in einer Anwaltskanzlei in Kremsier (Kroměříž) annehmen. 1880 ging er nach Plovdiv in die neu geschaffene autonome osman. Prov. Ostrumelien, wo er erst als Gen.anwalt beim Obersten Gericht und später als Gen.prokurator wirkte sowie eine Strafprozessordnung ausarbeitete. Nach dem Umsturz 1885 und der Angliederung Ostrumeliens an Bulgarien wurde er in den bulgar. Staatsdienst übernommen, trat aus diesem unter der Regierung Stambulov jedoch aus und eröffnete eine Anwaltskanzlei in Plovdiv, ehe er 1892 Bulgarien verließ und seinen Lebensabend in Trachau bei Dresden verbrachte. 1894 verzichtete er für sich und seine Familie auf den Namen und die Rechte eines Prinzen v. Thurn u. Taxis und nannte sich fortan Frh. v. Troskow.

Weitere W.: Boris oder Arsen. Ein Beitr. zur Lösung der bulgar. Frage, 1895.
L.: Otto; Wurzbach; Die Matrikel der Univ. Heidelberg 6, bearb. G. Toepke, ed. P. Hintzelmann, 1907; V. Zapletal, JUDr. R. kníže Thurn-Taxis, 1933; V. Votýpka, Rückkehr des böhm. Adels, 2010, S. 143ff. (m. B.); E. Minčev, Češi v Plovdivu, phil. DA Pardubice, 2013, S. 91ff., 120 (m. B.); J. Drocár, Zapomenutý šlechtic – R. princ Thurn-Taxis (m. B., nur online, Zugriff 8. 8. 2014); UA, Praha, CZ.
(H. Bergmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 472
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