Tryl’ovs’kyj (Trylovsky, Trylowskyj, Trylowski), Kyrylo (Cyryl) (1864–1941), Politiker und Publizist

Tryl’ovs’kyj (Trylovsky, Trylowskyj, Trylowski) Kyrylo (Cyryl), Politiker und Publizist. Geb. Bohutyn, Galizien (UA), 6. 5. 1864; gest. Kolomea, Gen.gouvernement (Kolomyja, UA), 19. 10. 1941; griech.-kath. Sohn des griech.-kath. Seelsorgers Josef T. – T. absolv. die Schulausbildung in Złoczów (Zoločiv) und stud. Rechtswiss. an den Univ. Lemberg, Wien (1885–86) und Krakau; 1894 Dr. iur. Er engagierte sich früh in ukrain. Studentenver., im ländl. Assoziationswesen (Mitbegründer von aufklärer. Lesezirkeln) sowie als polit. Publizist. Berühmt wurde T. als Hauptinitiator und Führer der Feuerwehr- und Turnerbewegung Sič, die sich ab 1900 zu einem Kernbestand der ukrain. Nationalbewegung entwickelte. Sein Engagement für die ukrain. Landbevölkerung, v. a. in den ostgaliz. Bez. Kolomea und Śniatyn, umfasste auch die Organisation von Volksversmlgg. und Agrarstreiks. 1901 eröffnete er eine Anwaltskanzlei, zunächst in Kolomea, dann in Jabłonów (Jabluniv). Polit. gehörte T. zu den Mitbegründern der ukrain. Radikalen Partei (1890), die er 1907–18 im AH des RR sowie 1913–14 im galiz. LT vertrat. In den parlamentar. Gremien exponierte er sich mit teils radikaler Rhetorik als Kämpfer gegen die poln. Vorherrschaft in Galizien und deren Unterdrückung der Sič-Bewegung. Letztere wandelte sich noch vor dem 1. Weltkrieg in eine paramilitär. organisierte Schützenbewegung nach poln. Vorbild. Als solche wurde sie in den im August 1914 gegr. habsburgloyalen Ukrain. Hauptrat integriert, dem T. als Gründungsmitgl. angehörte. Während des 1. Weltkriegs steuerte T. von Wien aus als Vors. der Zentralleitung die ukrain. Schützenverbände als eine semiautonome Formation innerhalb der österr. Armee. 1918 zählte er zu den Mitbegründern der Westukrain. Volksrepublik. Nach dem gescheiterten Versuch einer ukrain. Staatsbildung emigrierte T. zunächst nach Wien, kehrte aber 1927 in das inzwischen poln. Ostgalizien zurück, wo er wenige Monate nach der dt. Okkupation verstarb.

W.: Z moho žyttja, ed. B. Trylovsky, 1999.
L.: Freund, 1907, 1911; St. Ripec’kyj, Sičove Strylectvo. Vyzvol’na ideja i zbrojnyj čyn, 1956; H. Binder, Polen, Ruthenen, Juden. Politik und Politiker in Galizien 1897–1918, 2, phil. Diss. Bern, 1997, S. 215f.; R. Tomczyk, Galicyjska Rusko-Ukraińska Partia Radykalna w latach 1890–1914, 2007; M. Hujvanjuk – O. Pavlyšyn, in: Pytannia istorii Ukrainy 11, 2008, S. 39ff.; Parlamentsarchiv, UA, beide Wien.
(H. Binder)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 480
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