Tschager, Josef (1778–1856), Kunstsammler

Tschager Josef, Kunstsammler. Geb. Bozen, Tirol (Bolzano/Bozen, I), 16. 5. 1778; gest. Schloss Herbersdorf (Allerheiligen bei Wildon, Stmk.), 24. 11. 1856. Aus ärml. Verhältnissen stammend; verheiratet mit Elisabeth T., geb. Meister (gest. 1852), der Nichte des Londoner Pelzhändlers J. Binter. – Nach einer Lehre in einem Bozner Handelsgeschäft arbeitete T. in Triest und später in Wien, wo er für das Bankhaus Geymüller tätig war. Durch seine Heirat vermögend geworden, lebte er als Privatmann in Wien, unternahm große Reisen und sammelte ab ca. 1820 Gemälde, die er v. a. auf Wr. Auktionen erwarb. 1839 kaufte er die Herrschaft Herbersdorf von den Erben nach →Martin Rochus Frh. Teimer v. Wildau. Nach seinem Tod vermachte T. dem Tiroler Landesmus. Ferdinandeum in Innsbruck testamentar. 10.000 fl, 149 Lithographien, Radierungen, Kupferstiche und Bücher sowie 111 Gemälde, darunter Werke von 70 niederländ. Malern (z. B. Rembrandt, Alter Mann mit Pelzmütze). Diese Smlg. wurde i. d. F. durch weitere Legate und Schenkungen, u. a. von Johann Wieser, Ludwig v. Wieser, Leander Rigel, Caspar Jele und Bernhard Höfel, sowie Ankäufe unter der Verwendung des T.schen Fonds erweitert. Bereits 1853 hatte T. in seinem Testament festgelegt, dass seine Smlg. mit seinem Porträt (1824 von →Josef Arnold d. Ä. angefertigt) auszustellen und mit dem Verweis auf sein Legat auszuweisen sei. Gleichzeitig legte er fest, dass ein Verzeichnis anzulegen sei, was 1857 erfolgte. Im selben Jahr kam die Smlg. in das Ferdinandeum. Von den 10.000 fl in Grundentlastungs-Obligationen sollten alle drei Jahre ein Gemälde angekauft und die Ausbildung junger Künstler gefördert werden. Aus seinem Legat kaufte das Mus. noch bis zum Ende des 1. Weltkriegs Werke u. a. von Lucas Cranach d. Ä. (Hl. Hieronymus), →Karl v. Blaas, →Josef Anton Koch, Geldorp Gortzius (Bildnis einer Dame mit Spitzenkragen), Jan van Goyen (Kirche von Scheveningen, Dünenlandschaft) und Jacob de Wet (Seepredigt) an. T.s Smlg. stellt gegenwärtig einen bedeutenden Tl. der Niederländer-Smlg. des Ferdinandeums dar.

L.: Amtsbl. zur Laibacher Ztg., 21. 5. 1858; ADB; Wurzbach; Recensionen und Mitt. über bildende Kunst 4, 1865, S. 385ff.; A. Kühbacher, in: Neues Mus., ed. W. Seipel, 1997, S. 24 (m. B.); E. Gürtler, in: SammelLust. 175 Jahre Tiroler Landesmus. Ferdinandeum, red. G. Ammann – E. Hastaba, 1998, S. 84f. (m. B.); G. Ammann, in: Veröff. des Tiroler Landesmus. Ferdinandeum 85, 2005, S. 5ff. (m. B.); Mitt. Ellen Hastaba, Innsbruck, Tirol.
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 481f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>