Tupý, Eugen; eigentl. Karel, Ps. Boleslav Jablonský, Karel Kardašovský (1813–1881), Schriftsteller und Priester

Tupý Eugen OPraem, eigentl. Karel, Ps. Boleslav Jablonský, Karel Kardašovský, Schriftsteller und Priester. Geb. Kardaschřečitz, Böhmen (Kardašova Řečice, CZ), 14. 1. 1813; gest. Zwierzyniec, Galizien (Kraków, PL), 27. 2. 1881 (Ehrengrab: Praha-Vyšehrad); röm.-kath. Sohn eines Müllers und Bauern. – T. besuchte 1826–32 das Gymn. in Neuhaus in Böhmen und absolv. 1832–34 die phil. Jgg. in Prag. Danach trat er in das Prämonstratenserkloster Strahov ein, beendete sein Noviziat jedoch nicht. Ein Jahr lang stud. er i. d. F. Jus und war Red. des Almanachs „Vesna“. Gem. mit Jan Hostivít Pospíšil gab er die Z. „Květy“ heraus. Daneben spielte er als Laie in tschech. Auff. am Stände- und am Kajetaner-Theater. Nach einer enttäuschenden Liebesaffäre und auf Wunsch seiner Eltern kehrte er 1837 in den Orden zurück und stud. Theol. (Abschluss und Priesterweihe 1841). 1844–47 war er Kaplan in Radonitz an der Eger. Danach wirkte er im Prämonstratenserinnenstift Zwierzyniec als Propst und Pfarrer. 1857–67 fungierte T. als Visitator der Vorstadtschulen in Krakau und wurde 1863 Vizedechant der Stadt Krakau, 1867 w. M. und Referent des Krakauer Konsistoriums. T., der sowohl von poln. als auch tschech. kirchl. sowie in kulturellen Kreisen hoch angesehen war, besuchte noch mehrmals Prag (zuletzt 1879). T.s Ged.smlg. „Básně“ (1841, mehrere Neuaufl., 1881 überarbeitet und ergänzt mit religiösen und pädagog.-aufklärer. Sentenzen) gehörte zur populärsten tschech. Lektüre des 19. Jh. (mehrere Ged. wurden auch vertont). Inhaltl. heterogen, enthält sie lyr. und ep. Ged. zu hist. und didakt.-patriot. Themen, Volkslieder sowie den zweiteiligen Zyklus „Písně milosti“, in dem T. sein persönl. Dilemma (unerfüllte Liebe, Pflichtbewusstsein bei sozialer Not) unter Verwendung von Elementen der myst.-erot. sowie der patriot. Lyrik und des Volkslieds darstellt und auf die endgültige Versöhnung im Paradies hinweist. In seiner poln.sprachigen Ged.smlg. „Pieśni nadwiślańskie“ (als Ms. überliefert, tw. in „Lumír“, 1881, und „Časopis českého museum“, 1919, publ.) stellt er sich selbst in der Figur des jungen, unglückl. liebenden Polen dar, der während des Novemberaufstands 1830–31 verhaftet wird. T. verf. auch ein Gebetbuch für Frauen und Mädchen („Růže sionská. Katolická modlitební kniha ...“, 1845), außerdem übers. er religiöse Literatur aus dem Dt. und Poln.

Weitere W. (s. auch LČL unter B. Jablonský): Píseň ke mši svaté ..., 1854; Jeho Milosti ... J. J. Zeidlerovi ..., 1863. – Nachlass: Literární archiv PNP, Praha, CZ.
L. (tw. auch unter Jablonský): Bohemia, 28. 2., České noviny, 1. 3. 1881; J. Neruda, in: Národní listy, 1., 8. (auch in: Literatura 3, 1966, S. 138f., m. B.), 12. 3. 1881; LČL (m. W.); E. Jelínek, B. Jablonský. Črta životopisná, 1881; ders., Vzpomínka na B. Jablonského poslední návrat do vlasti, 1881; O. Mokrý, in: Květy 3/1, 1881, S. 441ff.; V. V. Zelený, in: Osvěta 11, 1881, S. 289ff.; F. V. Kodym, B. Jablonski, učitel mládeže, 1882 (m. B.); A. Mattuška, Život B. Jablonského, 1886; E. Jelínek, in: Slovanské návštěvy, 1889, S. 55ff.; J. Vlček, in: Několik kapitolek z dějin naší poezie, 1898, S. 89ff. (auch in: Z dějin české literatury, 1960, S. 167ff.); A. Novák, in: Literatura česká 19. století 3/1, ed. J. Hanuš u. a., 1905, s. Reg.; J. Med, in: Slovník básnických knih, ed. M. Červerka u. a., 1990, S. 25ff.; Z. Maršíková, Těžko jest slavíku. Monografie básníka B. Jablonského, 2012 (m. B.).
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 7f.
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