Turba, Gustav (1864–1935), Historiker und Lehrer

Turba Gustav, Historiker und Lehrer. Geb. Agram, Kroatien (Zagreb, HR), 29. 2. 1864; gest. Wien, 4. 11. 1935; röm.-kath. Sohn des Telegraphenoffizials Mathias T. und seiner Frau Marie T., geb. Likoser. – T. besuchte das Gymn. in Wien und stud. ab 1882 an der dortigen Univ. Geschichte; 1885 Dr. phil. mit der Diss. „Über den Zug Kaiser Karls V. gegen Algier vom Jahre 1541“. Nach der Lehramtsprüfung für Geschichte und Geographie 1887 war er als Gymn.lehrer tätig. 1898 habil. er sich an der Univ. Wien für allg. neuere Geschichte, 1903 wurde seine Venia legendi auf österr. Geschichte ausgedehnt. 1909 erhielt T. den Titel eines ao. Prof., unterrichtete jedoch weiter am Gymn. Erst 1917 wurde eine ao. Professur für ihn geschaffen. Obwohl er zugleich Titel und Charakter eines o. Prof. verliehen bekam, blieb er dienstrechtl. bis zu seiner vorzeitigen (aus budgetären, vielleicht auch aus polit. Gründen erfolgten) Pensionierung 1933 ao. Prof. T. hielt Lehrveranstaltungen an der phil. und an der jurist. Fak., 1913–19 war er außerdem Mitgl. der Prüfungskomm. für die erste jurist. Staatsprüfung (ohne selbst Jurist zu sein). An der TH Wien unterrichtete er als Hon.-Doz. Kulturgeschichte. In seinen Forschungsarbeiten spezialisierte sich T. auf rechtshist. Themen, insbes. auf das Thronfolgerecht. Bedeutend ist seine Ed. „Die pragmatische Sanktion. Authentische Texte samt Erläuterungen und Übersetzungen“, 1913. Nach dem 1. Weltkrieg erstattete er mit „Neues über lothringisches und habsburgisches Privateigentum“, 1925, ein (habsburgerfreundl.) Gutachten zur Entziehung des Vermögens des ehemaligen Herrscherhauses und forschte zur Kriegsschuldfrage. T. war Mitgl. der Leo-Ges.

Weitere W.: Venetian. Depeschen vom K.hofe, 3 Bde., 1889–95; Geschichte des Thronfolgerechtes in allen habsburg. Ländern bis zur pragmat. Sanktion K. Karls VI., 1903; Die pragmat. Sanktion mit bes. Rücksicht auf die Länder der Stephanskrone, 1906; Die Grundlagen der Pragmat. Sanktion, 2 Bde., 1911–12.
L.: WZ, 5. 11. 1935; Wer ist’s?, 1935; F. Fellner – D. A. Corradini, Österr. Geschichtswiss. im 20. Jh., 2006; AVA, UA, beide Wien.
(Ch. Schmetterer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 8f.
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