Turowski, Kazimierz Józef von (1813–1874), Schriftsteller und Redakteur

Turowski Kazimierz Józef von, Schriftsteller und Redakteur. Geb. Tarnawa, Galizien (Ternava, UA), 3. 3. 1813; gest. Bereżnica Wyżna (PL), 20. 12. 1874. Sohn eines Kleinadeligen aus dem poln.-ruthen. Kulturgrenzraum; ab 1837 mit Domicela Podolecka (geb. um 1796) verheiratet. – T. besuchte das Gymn. und absolv. anschließend bis 1832 das zweijährige phil. Stud. in Przemyśl, wo er seine ersten kleinen Ged.smlgg., „Pierwiastkowe płody“ (1829) und „Kilka pieśni strojem Dawida“ (1831), veröff. 1832 arbeitete er als Privatlehrer in Sanok und bereitete sich auf das Doktorat in Phil. vor, das er jedoch nicht abschloss. 1833–36 war er Praktikant in der Bibl. Zakładu Ossolińskich in Lemberg, wodurch er gute Kenntnisse des poln. und ruthen. Schrifttums erwarb. 1835 erschienen die Smlgg. „Pisemka“ und „Uwagi nad niektórymi pieśniami poetów ludu“, in denen er eigene Ged. und Reflexionen sowie poln. und ruthen. Volkslieder veröff. 1836 kehrte er nach Sanok zurück. Bis 1843 verwaltete er das Gut Rzepedź, bis 1846 Korczówka und 1845–46 Czortowiec. 1846–48 hielt er sich wieder in Lemberg auf. T. kaufte 1847 das Dorf Żubracze bei Baligród, wo er zusammen mit →Wincenty Pol v. Pollenburg volkskundl. Stud. betrieb. In Z. und Sammelbde. veröff. und kommentierte er Volkslieder. 1843 schrieb er das wenig gelungene Drama „Władysław. Obraz tragiczny“ (veröff. 1846). Seine poln.-ruthen. Volksliedersmlg. „Dodatek do zbiorów pieśni ludów polskiego i ruskiego“ erschien ebenfalls 1846. 1847–48 leitete T. die Red. der Lemberger landwirtschaftl.-industriellen WS „Tygodnik Rolniczo-Przemysłowy“, in der er bereits seit 1843 landwirtschaftl. Artikel publ. 1854 legte er die Doz.-Prüfung für Agronomie und landwirtschaftl. Chemie am Krakauer Techn. Inst. ab und bemühte sich 1861 vergebl. um eine Dozentur an der Univ. Krakau. 1854 zerstörte ein Brand sein Gut Żubracze. T. begründete 1855 die preisgünstige Buchreihe „Bibliotheka Polska“ für seltene und vorbildl. Werke der Nationalliteratur, wofür er den Sanoker Verleger Karol Pollak gewann. Die Ser. fand Anklang und bis Ende 1856 erschienen 104 Bde. Das Interesse der Abonnenten nahm jedoch ab, nachdem T. auch qualitativ wenig wertvolle Werke ins Programm aufgenommen hatte. 1857 verlegte man die Red. nach Przemyśl, wo bei Mikołaj Dzikowski weitere 16 Titel erschienen. 1858–60 wurde die „Bibliotheka Polska“ in Krakau mit 183 Bde. fortgesetzt. 1860 widmete sich T. der Hrsg. der Frauenz. „Niewiasta“, für die er bis zu ihrer Einstellung 1863 junge Krakauer Literaten als Mitarb. gewann. Danach red. er zwei Monate lang die demokrat. Z. „Kronika“, wobei er sich bes. mit dem poln. Jänneraufstand beschäftigte. 1865 übersiedelte T. nach Przemyśl, wo er die panslaw. Halb-MS „Prawda“ herausgab, von der jedoch nur zwei Hefte erschienen. 1868 gab er in Lemberg – wieder ohne Erfolg – die panslaw. Z. „Słowianin“ heraus. Entmutigt, finanziell ruiniert und vereinsamt, zog er sich nach Dobromil zurück.

Weitere W.: s. Bibliografia polska XIX. stólecia 4, 1878; Bibliografia literatury polskiej 9, 1972.
L.: Enc. powszechna 25, 1867; H. Barycz, in: Wśród gawędziarzy, pamiętnikarzy i uczonych galicyjskich, ed. ders., 1963, S. 240ff.; R. Jaskuła, in: Rocznik Historii Czasopiśmiennictwa Polskiego 12, 1973, H. 4, S. 453ff.; ders., Wydawnictwo Bibl. Polska K. J. T. 1855–63, 1992; Listy K. J. T. z lat 1834–74, ed. ders., 1993.
(M. Ossowski)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 14f.
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