Tvrdý Josef, Philosoph, Psychologe und Fachschriftsteller. Geb. Tuř, Böhmen (CZ), 19. 9. 1877; gest. KZ Mauthausen (OÖ), 13. 3. 1942. Sohn des Kleinbauern und späteren Drogistengehilfen Josef T. und seiner Frau Anna Tvrdá, geb. Kalenská; ab 1908 mit Milada Tvrdá, geb. Balcárková (1886–1974), der Tochter des Lehrers und Heimatkundlers František Balcárek, verheiratet, die T.s Interesse auf heimatkundl. Themen lenkte. – T. besuchte das Gymn. in Jičin und stud. 1896–1901 Phil. und klass. Philol. an der tschech. Univ. Prag (1920 Dr. phil.). Phil. Vorlesungen hörte er u. a. bei →Josef Durdík, →Thomas (Garrigue) Masaryk, →Franz Drtina und →Franz Čáda. 1901–14 wirkte T. als Gymn.prof. in Wischau, 1914–27 – unterbrochen durch den Kriegsdienst – in Brünn. 1922 habil. er sich an der phil. Fak. der Univ. Brünn; 1927 ao. Prof., 1930 o. Prof. der systemat. Phil. und 1932–33 Dekan der phil. Fak. der Univ. Bratislava. Zudem war T. 1931–38 Dir. der Staatl. pädagog. Akad. in Brünn. Nach seinem polit. erzwungenen Weggang aus Bratislava kehrte er 1939 an die Univ. Brünn zurück. Aufgrund seiner antifaschist. Haltung wurde T. im Dezember 1941 von der Gestapo festgenommen und nach kurzer Inhaftierung in Brünn nach Mauthausen deportiert, wo er ums Leben kam. T. gilt als einer der profiliertesten tschech. Philosophen der 1. Hälfte des 20. Jh. Meist der positivist. Schule zugerechnet, bemühte er sich um die Überwindung des bisherigen dogmat. Positivismus und bezeichnete seinen phil. Standpunkt selbst oft als krit. Realismus. Sein Ziel war die Gestaltung einer wiss. fundierten und zugleich gesellschaftl. engagierten Phil. Unter T.s zahlreichen Veröff. befinden sich Einführungen in die Phil. (z. B. „Úvod do filosofie“, 1926), Arbeiten zur Erkenntnistheorie („Teorie pravdy“, 1929), zur Logik („Logika“, 1937) und zur Geschichte der Phil. („Průvodce dějinami evropské filosofie“, 1933). Vor dem 1. Weltkrieg hatte T. außerdem über mähr. Keramik geforscht und dazu u. a. die Beitrr. „Vyškovská keramika a její vývoj“ (in: Národopisný věstník českoslovanský 6, 1911) und „Die Anfänge der Habaner-Keramik in Mähren“ (in: Z. für österr. Volkskde. 18, 1912) publ. T. war ab 1932 ao., ab 1937 o. Mitgl. der Česká akad. věd a umění, ab 1932 k. M. der Královská česká společnost nauk und gehörte dem Tschechoslowak. Forschungsrat an.