Twardowski (von Skrzypna Ogończyk), Juliusz (Julius) (1874–1945), Jurist, Politiker und Fachschriftsteller

Twardowski (von Skrzypna Ogończyk) Juliusz (Julius), Jurist, Politiker und Fachschriftsteller. Geb. Wien, 23. 1. 1874; gest. Kraków (PL), 6. 6. 1945; röm.-kath. Sohn des Juristen und Beamten HR Pius T. (v. S. O.) (geb. Porchowa, Galizien / Porochova, UA, 10. 7. 1828; gest. Lemberg, Galizien / L’viv, UA, 1. 8. 1906) und der Malwina T. (v. S. O.), geb. Kuhn (geb. Przeworsk, Galizien/PL, 30. 6. 1844; gest. Lwów, PL / L’viv, UA, 18. 8. 1932), Bruder von →Kasimir T. (v. S. O.), Cousin von →Bolesław Twardowski, Adoptivvater des Wirtschaftsfachmanns Aureliusz (Aurel) Zoepenk-Twardowski (1919–2002); ab 1919 verheiratet mit Paulina (Paula) Smolinowa, geb. Schwabe (geb. Berlin, Preußen/D, 28. 2. 1868; gest. Zürich, CH, 9. 9. 1950). – Im Anschluss an das Gymn. in Wien absolv. T. ein Jusstud. an den Univ. Lemberg und Wien (1896–97 bzw. 1898/99); 1897 Dr. iur. in Lemberg, 1900 in Wien. I. d. F. war er für die nö. Finanzverwaltung, das Präsidialbüro der österr. HK sowie für das Min. für öff. Arbeiten tätig. 1910 reiste er in wirtschaftl. Mission nach Südamerika. Ab 1911 war T. Sektionschef im Min. für Galizien, von August 1917 bis Juli 1918 leitete er dieses als Minister. Während des 1. Weltkriegs war er als Mitorganisator und Obmann des Komitet Pomocy dla Uchodźców z Galicji i Bukowiny (Hilfskomitee für Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina) für die Verteilung finanzieller Hilfe an die schul. und akadem. Jugend sowie an Wiss. und ehemalige poln. Legionäre zuständig. Daneben wirkte er an der Ztg. „Wiedeński Kurier Polski“ mit. Nach der Wiederentstehung des poln. Staats fungierte er 1919–20 als Bevollmächtigter für Liquidierungsangelegenheiten in Wien. 1921–38 stand er als Präs. der von ihm gegr. Österr.-Poln. HK und 1923–30 der Austropoln. Bank vor. Ab 1920 war er zudem Mitgl. der poln. Gesandtschaft in Wien und 1928–29 Vors. der poln. Delegation bei den Wirtschaftsverhh. mit dem Dt. Reich. 1924–29 und 1936–38 leitete er den österr. Ableger des Związek Stowarzyszeń Polskich (Verband poln. Ver.) und 1924–29 das Towarzystwo Opieki nad Szkolnictwem Polskim w Austrii (Ges. zur Pflege des poln. Schulwesens in Österr.). In der Zwischenkriegszeit wurde er von der PAU in das Kuratorium des Fonds für den Dom Polski (Poln. Haus) in Wien entsandt. Daneben setzte sich Geh. Rat T. für das Andenken an den Entsatz von Wien 1683 sowie für das literar. Werk Henryk Sienkiewiczʼ und Stefan Żeromskis ein. Er selbst veröff. mehrere Arbeiten aus den Bereichen Politik („Balkans et Baltique“, 1926), Geographie („Statistische Daten über Oesterreich ...“, 1902), Literatur („Goethe und Polen, Polen und Goethe“, 1933) und Musik („Unsere katholische Kirchenmusik von heute. Eine kritische Studie“, 1896).

Weitere W.: Die Industrialisierung Galiziens, 1912; Galizien, 1913; Illustrierter Führer durch Galizien, 1913; Das Geschäft mit Polen, 1931; „Lanckoroński“, (1935); Beitrr. in: Wörterbuch des Völkerrechts und der Diplomatie, ed. K. Strupp, 3 Bde., 1924–29.
L.: R. Taborski, Polacy w Wiedniu, 2001, s. Reg.; D. Litwin-Lewandowska, O polską rację stanu w Austrii. Polacy w życiu politycznym Austrii ... (1867–1918), 2008, s. Reg.; A. Brożek, Kazimierz T. Die Wr. Jahre, 2011, s. Reg. (m. B.); D. Szymczak, Galicyjska „ambasada“ w Wiedniu, 2013, s. Reg.; UA, Wien; Archiwum Akt Nowych, Warszawa, PL.
(J. Gaul)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 27
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