Tyršová, Renáta; geb. Fügner (1854–1937), Volksbildnerin, Pädagogin und Schriftstellerin

Tyršová Renáta, geb. Fügner, Volksbildnerin, Pädagogin und Schriftstellerin. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 31. 7. 1854; gest. ebd., 22. 2. 1937. Tochter des Kaufmanns →Heinrich Fügner und von Kateřina Fügner, geb. Turecká; ab 1872 mit ihrem Lehrer →Miroslav Tyrš verheiratet. – T. wurde ausschließl. privat unterrichtet, interessierte sich unter dem Einfluss ihres Mannes für Kunstgeschichte und begann kleine Beitrr. und Kritiken in Z. zu veröff. Bis 1895 leitete sie die kunstwiss. Rubrik in der Revue „Osvěta“, 1887–92 arbeitete sie als Kunstreferentin für die Z. „Národní listy“, publ. zahlreiche Artikel in den Z. „Světozor“, „Lumír“, „Květy“, „Český lid“, „Učitelské noviny“ und bearb. Stichwörter für die Enz. „Ottův slovník naučný“. Ab 1888 war T. Mitgl. und ab 1897 Vors. des Aufsichtskomitees für Handarbeiten in der Städt. Mädchen-Gewerbeschule in Prag, 1893–95 beteiligte sie sich aktiv an der Erarbeitung moderner Lehrpläne für diese Schule, deren vorläufige Dir. sie zwei Jahre später wurde. Über 40 Jahre lang befasste sie sich intensiv mit der Verbesserung der Mädchenausbildung, arbeitete an der Modernisierung der tschech. Mädchen-Gewerbeschulen 1908 mit und wurde zur Insp. dieser Schulen ernannt. Auf ihre Initiative entstanden 1910 Lehranstalten in Prag und Brünn zur Ausbildung von Lehrerinnen für Mädchen-Gewerbeschulen. In ihrer volksbildner. Tätigkeit, mit der sie die Volkstraditionen an Mädchenschulen bewahren wollte, widmete sie sich v. a. ethnograph. Themen (darunter dem maler. Werk der Brüder →Quido Mánes und →Josef Mánes). Bes. Aufmerksamkeit schenkte sie der traditionellen Stickerei, die sie in ihrem populär gewordenen Buch „Nauka o kroji“ (1913, weitere Ausg. 1923, 1931) beschrieb. Ende der 1880er-Jahre arbeitete sie an der Vorbereitung einer Stickerei-Exposition bei der Landes-Jubiläumsausst. in Prag (1891) sowie an der Organisation von Trachten- und Stickerei-Ausst. in Glasgow (1888), London und Paris (1892, 1902, 1920) mit. T. verf. zudem den Kat. „Průvodce po umělecké a národopisné valašské výstavě na Vsetíně“ für die 1892 veranstaltete ethnograph. Ausst. über die walach. Volkskultur und Kunst in Wsetin. Ab den 1880er-Jahren forcierte sie den Heimatstil. T. wirkte unter dem Einfluss ihres Mannes auch im Turnver. Sokol und bemühte sich nach dessen Tod, sein Werk zu propagieren und zu ed. (z. B. M. Tyrš, jeho osobnost a dílo, 3 Bde., 1932–34). Sie war u. a. Mitgl. des Kuratoriums des Náprstek-Mus. in Prag und des Volksbildungsver., 1931 wurde ihr das Ehrendoktorat der Univ. Prag verliehen.

Weitere W.: Slovácké vyšívání …, 1897; Le paysan tchèque …, 1911 (gem. m. H. Hantich); Lidový kroj v Čechách, na Moravě a ve Slezsku, 1916; Svéráz v zemích českých, 1918 (gem. m. A. Kožmínová); J. Fügner. Paměti a vzpomínky na mého otce, 2 Bde., 1923.
L.: Otto; Paní R. T. Památník na počest jejích sedmdesátých narozenin, ed. F. Táborský, 1926; Č. Zíbrt, R. T., 1937; J. Petrus, Statečná žena, 1938; I. Štěpánová, in: Český lid 78, 1991, S. 37ff. (m. B.); Nová enc. českého výtvarného umění 2, ed. A. Horová, 1995; J. Tomeš u. a., Český biografický slovník XX. století 3, 1999; M. Marek, Kunst und Identitätspolitik, 2004, s. Reg.; I. Štěpánová, R. T., 2005 (m. B.); Lidová kultura. Národopisná enc. Čech, Moravy a Slezska 1, ed. R. Jeřábek – St. Brouček, 2007; R. Sak, Miroslav T., Sokol, myslitel, výtvarný kritik, 2012, s. Reg.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 33f.
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