Udvarhelyi von Agyagfalva, Miklós (1788–1864), Schauspieler, Sänger, Theaterdirektor und Regisseur

Udvarhelyi von Agyagfalva Miklós, Schauspieler, Sänger, Theaterdirektor und Regisseur. Geb. Tiszaabád (Abádszalók, H), 29. 10. 1788; gest. Pest (Budapest, H), 14. 1. 1864; evang. HB. Sohn eines Lehrers und ref. Hilfspfarrers, Bruder von Sándor U. v. A. (s. u.); ab 1812 mit der Schauspielerin Julianna U. v. A., geb. Juhász (gest. nach 1847), verheiratet. – U. besuchte das ref. Kolleg in Debreczin und sollte Pfarrer werden, brach jedoch das Theol.stud. ab und trat 1808 ebd. einer Schauspieltruppe bei. 1813–15 Mitgl. der sog. zweiten ung. Schauspielges., bemühte er sich gem. mit →Ádám János Láng erfolglos um die Etablierung einer ständigen ung. Bühne in Pest. I. d. F. als Wanderschauspieler unterwegs, war er maßgebl. an der Entstehung der von József Ruzitska komponierten ersten ung. Oper „Béla futása“ (1822) beteiligt. Ab 1824 war U. Mitgl., 1827–28 Dir. des Theaters in Klausenburg, wo er die erste ung. Opernges. organisierte. 1828–35 Mitgl. der Kaschauer Truppe; 1833 fand anlässl. seines Ehrenabends die Urauff. von →József Katonas Tragödie „Bánk bán“ statt. Ab 1835 wirkte er im Ensemble des Ofener Burgtheaters, 1837–61 des Pester ung. Theaters bzw. Ung. Nationaltheaters. Als einer der Wegbereiter des ung. Sprech- und Musiktheaters in der 1. Hälfte des 19. Jh. verfügte U. über ein breites Repertoire. Er trat sowohl in Schauspiel- als auch in Opernrollen auf (u. a. als Don Basilio in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“, als Don Fernando in →Ludwig van Beethovens „Fidelio“, als Gloster in Shakespeares „König Lear“ und als Maximilian in Schillers „Die Räuber“). Des Weiteren führte er Regie (u. a. Daniel-François-Esprit Auber, „Die Stumme von Portici“, Vincenzo Bellini, „Die Nachtwandlerin“, →Gaetano Donizetti, „Belisario“) und publ. in →Gábor Egressys Theaterbl. „Magyar Színházi Lap“ (1860). Mit seiner umfangreichen Notensmlg. trug U. wesentl. zum Aufbau der Musikalienbibl. des Ung. Nationaltheaters bei. Sein Bruder, der Sänger und Schauspieler Sándor U. v. A. (gest. Budapest, 14. 11. 1885; evang. HB), begann seine Schauspielkarriere 1834 am Klausenburger Theater. Später wirkte er am Ofener Burgtheater (1835–37), in Kaschau und Klausenburg (1839–43) sowie als Chorist und Hilfsschauspieler am Ung. Nationaltheater (1837–39, 1843–47, 1850–73). Während der Revolution 1848/49 nahm er an zahlreichen Schlachten teil.

Weitere Rollen: Gara nádor (F. Erkel, Hunyadi László); Geist von Hamlets Vater (W. Shakespeare, Hamlet); Zampa (F. Hérold, Zampa oder die Marmorbraut); Kálmán (J. Ruzitska, Béla futása); Zaccaria (G. Verdi, Nabucco); Mikhál (J. Katona, Bánk bán).
L. (auch zu Sándor U. v. A.): Brockhaus–Riemann, ung. Ausg.; M. Életr. Lex.; ÚMÉL; J. Bayer, A nemzeti játékszín története 2, 1887, s. Reg.; Magyar színművészeti lex. 2, 1929, 4, 1931 (m. B.); Színészeti lex. 2, 1930; J. Pukánszkyné Kádár, A Nemzeti Színház százéves története 1–2, 1938–40, s. Reg.; Színházi kislex., 1969; Magyar színháztörténet 1, ed. Gy. Székely – F. Kerényi, 1990, s. Reg.; Magyar színházművészeti lex., 1994 (m. B.); Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; J. Sándor, A szegedi színjátszás krónikája. Theszpisz szekerén 1800–83, 2007, s. Reg.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 41f.
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