Uebel, Friedrich (1872–1934), Großindustrieller

Uebel Friedrich, Großindustrieller. Geb. Roßbach, Böhmen (Hranice, CZ), 25. 2. 1872; gest. Karlovy Vary, Tschechoslowakei (CZ), 17. 2. 1934. Nachfahre des aus Adorf im Vogtland zugewanderten Papiermachers und Baumwollwebers Paul U. (geb. 22. 7. 1733; gest. 7. 4. 1773). Urenkel des Webermeisters Christian Friedrich U. (geb. 26. 12. 1766; gest. 13. 9. 1816), Enkel von Johann Christian U. (geb. Roßbach, 14. 7. 1794; gest. ebd., 6. 9. 1866), Sohn des Bgm. und Textilfabrikanten Christoph Johann U. (geb. Roßbach, 11. 6. 1829; gest. 13. 11. 1899), Neffe von Gottlieb (Johann) U. (geb. 4. 10. 1817; gest. 7. 2. 1872), der die Textilfabrik seines Schwiegervaters Johann Künzel nach dessen Tod weiterführte, Bruder von Hubert U. (geb. 30. 3. 1874; gest. 23. 11. 1939), Vater von Karl U. (geb. 1906; gest. 1966) und Werner U. (geb. 1898; gest. 1933, Unfall); verheiratet mit Luise U., geb. Knöckel. – Christoph Johann U. und dessen Bruder Gottlieb (Johann) U. gründeten 1855 die Fa. Gebrüder U., die 1856 als Baum- und Schafwollfabrik Gebrüder U. in das Handelsreg. der Stadt Eger eingetragen wurde und in der an 132 Handwebstühlen gearbeitet wurde. Mit der Mechanisierung des Betriebs wurden das Sortiment mit Artikeln wie Tischdecken und Vorhang- sowie Möbelstoffen erweitert und exot. Tücher für den Export, insbes. nach Indien, hergestellt. 1899 übernahm U. nach dem Tod seines Vaters als ältester Sohn von insgesamt elf Kindern mit seinem Bruder Hubert U. das Unternehmen. Er begann mit der Teppichproduktion und wandte als Erster das von Emil Claviez für Plüschmöbelstoffe erfundene Doppel-Moquette-Verfahren für die Herstellung von Teppichen an, eine bis zur Gegenwart in Verwendung stehende Produktionsweise. 1929 kaufte das Unternehmen Claviezʼ im Zuge der Wirtschaftskrise bankrott gegangenen Betrieb in Adorf auf. Aus dem Zusammenschluss der beiden Firmen entstand die Fa. Adoros Teppichwerke OHG, Appretur und Färberei. U.s Sohn Werner U., der 1922 in die Geschäftsführung eintrat, stellte schließl. den ersten durchgebundenen Teppich im Doppel-Webverfahren her. 1938 beschäftigte das Unternehmen mehr als 3.000 Mitarbeiter, davon rund 2.000 am Standort Adorf sowie etwa 800 in Roßbach, und war somit die größte Teppichfabrik Europas.

L.: Zentralbl. für die Eintragungen in das Handelsreg., 1922, S. 518; Compass, Kommerzielles Jb.: Sudetenland, 1944, S. 546; R. Hager, in: Adorfer Stadtbote, 12. 2. 2014, Nr. 2, S. 6; Website des Naturhaardecken-Shops Ritter Decken (m. B., Zugriff 12. 8. 2015).
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 44
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