Überbacher, Josef (1837–1904), Bildschnitzer und Zeichner

Überbacher Josef, Bildschnitzer und Zeichner. Geb. Bozen, Tirol (Bozen/Bolzano, I), 26. 9. 1837; gest. ebd., 10. 2. 1904; röm.-kath. Sohn des Müllermeisters Aloys Ü., Bruder von Alois Ü., Antiquar in Bozen (gest. Vahrn, Tirol / Vahrn/Varna, I, 23. 6. 1897), der sich nebenbei als Bildhauer und Restaurator betätigte; ledig. – Ü., über dessen Ausbildung nichts bekannt ist, dürfte sich sein Wissen autodidakt. angeeignet haben (1869 schien er in Bozen als Architekt auf). Auch wenn er bisweilen in Kirchenrechnungen als Bildschnitzer bezeichnet wurde, so liegt seine Hauptbedeutung im Liefern von Entwürfen für die in der 2. Hälfte des 19. Jh. in großem Stil betriebene Regotisierung von Kirchen im heutigen Südtirol. Ü. stand dem christl. Kunstver. in Bozen nahe, bei dessen Jahresausst. er wiederholt mit Entwürfen vertreten war (z. B. Kelch, Rauchfass mit Schiffchen und Leuchter tragendem Engel in schwebender Stellung, 1866), und wurde von →Karl Atz maßgebl. gefördert. V. a. im kirchl. Bereich tätig, arbeitete Ü. oft mit →Franz Tavella zusammen. Seine Werke finden sich u. a. in Karneid (Altäre, Skulpturen von →Anton Kob, 1867), Barbian (Pfarrkirche, Entwurf für Hochaltar, 1877, ausgeführt von →Julius Blaas, 1879), Burgeis (Hochaltar, entworfen gem. mit Atz, Statuen von Tavella, um 1893), St. Ulrich in Gröden (Ädikulaaltäre in den Schrägen des Chors im neuroman. Stil, 1870), Tschengls (Hochaltar als neugot. Nischenbau, zwei Seitenaltäre, Statuen von Tavella, um 1890) und Villanders-St. Valentin (neugot. Ausstattung, u. a. Kanzel mit Reliefs von →Michael Stolz, Chorgestühl und Beichtstühle). Für den Friedhof in Bozen entwarf er auch Grabmäler. Vereinzelte Entwurfzeichnungen, die er als „Architekt“ signierte, sind im Stadtmus. Bozen erhalten.

Weitere W.: Orgelkasten, 1866 (Stadtpfarrkirche, Meran); Kanzel, 1870, Hochaltar, 1876 (beide Sarnthein); drei neuroman. Altäre, 1882 (Tiers); Hochaltar im neuroman. Stil, 1886 (Leifers); Hochaltar, Statuen von Tavella, 1890 (Flaas); Hochaltar, Skulpturen von Johann Stuflesser, 1905 (Morter).
L.: J. Weingartner – M. Hörmann-Weingartner, Die Kunstdenkmäler Südtirols 1–2, 7. Aufl. 1985–91, s. Reg. (s. Johann Ü.); L. Andergassen, Kirchen in Mölten …, 1993, S. 7; ders., Kunst in Terlan …, 1996, S. 120f., 123, 180; Kunstdenkmäler Ladiniens …, bearb. E. Trapp, 2003, S. 189, 193; L. Andergassen, Die Kirchen von Kurtatsch, 2006, S. 17; ders., Kunstraum Südtirol …, 2007, S. 226; ders., Kirchen am Ritten, 2008, S. 49; M. Hölzl Stifter, Altarbau des Historismus in Südtirol …, 2013, s. Reg.
(E. Hastaba)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 45
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