Ugrai, László (1769–1830), Architekt

Ugrai László, Architekt. Geb. Klausenburg, Siebenbürgen (Cluj-Napoca, RO), 12. 5. 1769 (Taufdatum); gest. Oderhellen, Siebenbürgen (Odorheiu Secuiesc, RO), 5. 2. 1830. Nach Besuch des Klausenburger Unitar. Kollegs bildete U. sich an der dortigen Zeichenschule weiter. Ab 1791 stud. er an der Wr. ABK Architektur. Dort beteiligte er sich an mehreren Wettbewerben, erhielt bereits 1792 den Gundel-Preis und 1794 aufgrund seiner ausgez. Leistungen vom Siebenbürg. Gubernium ein dreijähriges Stipendium, das ihm von der Siebenbürg. Hofkanzlei zweimal verlängert wurde. Während seines Wienaufenthalts entwarf er 1797 ein oktogonales Bibl.gebäude, dessen Pläne unter anderen Quellen für die Baugeschichte der Teleki-Téka-Bibl. in Neumarkt auch erhalten geblieben sind. Obwohl die Skizzen nicht realisiert wurden, zeigen sie, dass sich U. mit der Tradition der europ. Architektur und deren Traktatliteratur auseinandergesetzt hatte, nach denen für eine gemeinnützige Bibl. ein zentraler Grundriss am besten geeignet wäre. Ähnl. Musterprojekte fertigte er 1798 in Wien für ein repräsentatives Gubernialgebäude. In diesen zeigen sich seine hervorragenden zeichner. Fähigkeiten sowie seine Kenntnisse über die aktuellen Baustile. Von der zweiten Jahreshälfte 1798 bis zum Frühjahr 1799 hielt er sich in Italien auf. Anschließend kehrte er nach Siebenbürgen zurück und erhielt eine Anstellung bei der dortigen Baudion. Im November 1799 wurde er zum Ing. des Oderhellener Stuhls (bis 1830), der Stühle Csík, Gyergyó und Kászon (bis 1814) sowie des Schäßburger Stuhls (bis 1806) ernannt. Seine Zuständigkeit umfasste die fachl. Betreuung der gemeinnützigen Hochbauarbeiten, der Straßen- und Brückenbau- sowie sonstiger Bauing.arbeiten der Region. Bis Sommer 1800 hielt er sich in Klausenburg auf, sein Name scheint in den Vorbereitungsakten für das Bauvorhaben des Unitar. Kollegs auf, anschließend lebte er in Oderhellen. U. wirkte maßgebl. bei den Erweiterungsarbeiten des Stuhlgebäudes Oderhellen sowie beim Umbau der röm.-kath. Kirche von Bezidu Nou (1803) mit. Das Rathaus in Oderhellen wurde 1828–29 nach einer Variante seiner Baupläne errichtet. Obwohl die zeitgenöss. Formensprache, die er sich in Wien angeeignet hatte, zu Beginn des 19. Jh. in Siebenbürgen einzigartig war, hatte U. kaum Möglichkeiten, diese in die Praxis umzusetzen. Allerdings sind seine fachl. Beitrr. für die architekton. Entwicklung der Region von großer Bedeutung.

Weitere W.: Entwurf zum nördl. Flügel des ref. Kollegs in Neumarkt, 1801; Pläne für: Rathaus des Gyergyóer Stuhls, 1802, röm.-kath. Kirche in Székelyszenttamás, 1805, Pfarramt in Bezidu Nou, 1806.
L.: Művészeti Lex. II; Thieme–Becker; Gy. Fleischer, Magyarok a bécsi Képzőművészeti Akadémián, 1935; M. Ţoca, in: Studii şi cercetări de istoria artei. Ser. Artă plastică 16, 1969, S. 327ff.; M. B. Nagy, Stílusok, művek, mesterek. Művészettörténeti tanulmányok, 1977, S. 42ff.; J. Orbán, in: „És az oszlopok tetején liliomok formáltattak vala.“ Tanulmányok Bibó I. 70. születésnapjára, ed. Á. Tóth, 2011, S. 147ff.; J. Orbán, in: Fundálók, pallérok, építészek Erdélyben, ed. ders., 2016; ABK, Wien; Mitt. Gábor Gy. Papp, Budapest, H.
(J. Orbán)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 54f.
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