Uher Josef, Schriftsteller und Lehrer. Geb. Podoly, Mähren (Borač-Podolí, CZ), 14. 12. 1880; gest. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 5. 12. 1908. Sohn eines Webers und späteren Eisenbahnarbeiters. – U. wuchs in ärml. Verhältnissen auf und besuchte 1893–96 die Bürgerschule in Tischnowitz sowie anschließend die tschech. Lehrerbildungsanstalt in Brünn (Matura 1900). Danach unterrichtete er in mehreren Orten in der Gegend um Brünn: 1900–01 in Schimitz, 1901–03 in Babitz, 1903 in Schwarzkirchen, 1904 in Wranau. Wegen Tuberkulose wurde er jedoch bereits 1905 pensioniert. U.s Lebensmittelpunkt lag in Brünn bei seiner Verlobten Marie Soukopová sowie in seinem Geburtsort. Mit Unterstützung privater Förderer reiste er dreimal zur Kur nach Dalmatien. Er engagierte sich gem. mit Karel Elgart Sokol, →Josef Merhaut, Jiří Mahen, Alois Mrštík, Vilém Mrštík und anderen in der tschech.sprachigen Literaturszene in Brünn (u. a. im literar. Zweig des Künstlerver. Klub přátel umění) und stand in Kontakt mit Künstlern wie Emil Filla, Jan Kunc und →Václav Špála. U.s erste Veröff. erschienen in Z. („Lumír“, „Moravskoslezská revue“, „Pokroková revue“) und Ztg. („Lidové noviny“, „Moravská orlice“). In seinem belletrist. Werk spiegeln sich die literar. Stilrichtungen der Jh.wende (vom späten Realismus über den Impressionismus zum Symbolismus) wider. In seinem ersten Buch „Kapitoly o lidech kočovných a jiná próza“ (1906) identifizieren sich Landstreicher und umherziehende Gelegenheitsarbeiter, v. a. arme und gedemütigte Personen, so sehr mit ihrer sozialen Stellung, dass sie in ihrer Entscheidung für ein unkonventionelles Leben Freiheit und Glück finden. Diese Sympathie zu seinen Helden, in Verbindung mit Ironie und tief empfundenem Mitleid, erreicht ihren Höhepunkt im Buch „Má cesta“ (1907), das Skizzen, Erz., Ged. und Prosa enthält. Die zeitgenöss. Kritik zu U.s Werk fiel unterschiedl. aus und bemängelte den Fragmentcharakter mancher seiner Arbeiten.