Uhl, Eduard Ritter von (1813–1892), Politiker und Privatier

Uhl Eduard Ritter von, Politiker und Privatier. Geb. Josefstadt, NÖ (Wien), 12. 12. 1813; gest. ebd., 1. 12. 1892 (Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof). Sohn des Arztes Leopold U. und der Katharina U., geb. Adler, Großonkel von →Leopold Uhl; ab 1840 in 1. Ehe mit Rosalia U., geb. Dobsch (1815–1859), und ab 1871 in 2. Ehe mit Thekla v. U., geb. Janka (1827–1914), verheiratet. – Nach Besuch des Piaristengymn. befasste sich U. mit naturwiss. Stud., trat jedoch 1832 auf Wunsch des Vaters im Hauptdepositenamt in den Magistratsdienst, den er 1840 allerdings wieder verließ; i. d. F. Hausbesitzer und Privatier. Während der 1848er-Revolution war er Hptm. der Nationalgarde und Anhänger der „Gemäßigten“, wodurch er später einer Verurteilung entging. Erst 1861 betätigte er sich erneut polit. und zog in den neu gewählten Wr. Gmd.rat ein, wo er der liberalen Mittelpartei angehörte. U., ein persönl. Freund →Cajetan Frh. v. Felders, erwarb sich große Verdienste um das Zustandekommen des Baus der 1. Wr. Hochquellenwasserleitung, in die er Tle. seines Privatvermögens investierte. Als Obmann der Sektion für Wasserversorgung war er auch in die Umsetzung der Donauregulierung involviert. Nach dem Börsenkrach von 1873, in dessen Folge er einen großen Tl. seines Vermögens verlor, wurde U. 1875 zum 2. und 1878 zum 1. Bgm.-Stellv. gewählt. 1878 zog er auch in den nö. LT ein, ab 1884 im Amt eines Stellv. Landmarschalls. Nach dem Rücktritt →Julius v. Newalds wurde er im Februar 1882 zum Bgm. gewählt und bekleidete dieses Amt bis November 1889. Während seiner Amtszeit setzte U. v. a. Akzente im Bereich der Armenpflege und der Approvisionierung. Weiters wurden der Bau von Schlachthöfen und die Errichtung von Waisenhäusern vorangetrieben. Unter dem Eindruck des Ringtheaterbrands von 1881 initiierte er eine Reform des Feuerlöschwesens. Mit dem Aufstieg der antiliberalen Opposition geriet er jedoch immer stärker unter polit. Druck und trat schließl. aus Altersgründen zurück. U. war Träger mehrerer in- und ausländ. Orden, u. a. des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens (1870) sowie des Ordens der Eisernen Krone III. Kl. (1879). 1890 wurde er in den Ritterstand erhoben.

L.: Czeike; Wurzbach; Österreichischer Wappenalmanach, 1969, S. 28f.; F. Czeike, Wien und seine Bgm., 1974, S. 328ff.; ders., in: Hdb. der Stadt Wien 96, 1981/82, S. II/30f.; Hdb. der Stadt Wien 99, 1984/85, S. II/236; H. Jäger-Sunstenau, Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien, 1992, s. Reg. (m. B.); R. S. Budig u. a., Ehrengräber am Wr. Zentralfriedhof, 1995, s. Reg.; R. Perger, in: Wr. Bgm. und die Josefstadt, red. E. Faber, 1996, S. 17ff. (m. B.); Pfarre Maria Treu, Wien.
(A. Weigl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 57f.
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