Uhl Friedrich, Journalist und Schriftsteller. Geb. Teschen, Schlesien (Cieszyn, PL), 14. 5. 1825; gest. Mondsee (OÖ), 20. 1. 1906. Sohn eines Gutsverwalters und späteren Schauspielers und einer Kaufmannstochter, Vater der Journalistin und Schriftstellerin Marie U. (geb. Wien, 8. 9. 1864; gest. ebd., 19. 4. 1903), die mit dem Bildhauer Rudolf v. Weyr verheiratet war, und von →Frida Strindberg, Schwiegervater von August Strindberg; ab 1863 verheiratet mit Marie U., geb. Reischl (geb. 1845). – U., der durch seinen Vater früh an Theater und Literatur interessiert war, besuchte die Gymn. in Teschen und Troppau. 1842–44 absolv. er die phil. Jgg. an der Univ. Wien. 1845 debütierte er in →Ludwig August v. Frankl-Hochwarts „Sonntagsblättern“ mit einer „Schlesischen Dorfgeschichte“. Auch seine ersten größeren Arbeiten wurden als Fortsetzungen dort erstmals veröff., so etwa die „Märchen aus dem Weichselthale“. Als Red. trat U. zunächst im Ver.bl. der Dt. in Österr. „Schwarz-Rot-Gold“ neben →Ludwig v. Löhner und →Emil Kuh in Erscheinung und wurde u. a. mit →Eduard Hanslick bekannt. An der Seite →Franz Tuvoras auch Mitarb. der Ztg. „Der Volksfreund“, trat er im September 1848 für die Freiheit journalist. Berichterstattung über die Beratungen des RT ein. Nach eigenen Aussagen hielt er sich nach dem Ende der Revolution von der polit. Journalistik fern. 1851 erschien sein Buch „An der Theiß“, das ihm über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit verschaffte. Kritiken und Feuilletons schrieb er u. a. in der „Ostdeutschen Post“, im „Fremden-Blatt“ und im „Illustrirten Familienbuch“ des Österr. Lloyd. Mitte der 1850er-Jahre trat U. in die Red. der Ztg. „Die Presse“ ein. Dort arbeitete er im Feuilleton, übernahm das Referat bildende Kunst, bald darauf die Theaterkritik. In den beiden letzten Jahren bei der „Presse“ schrieb U. die „Wiener Chronik“, in der er, geschult an französ. Vorbildern, sämtl. Bereiche des Wr. Lebens, Politik, Kunst, Kultur und Architektur, beleuchtete. Spätestens seit damals galt er als einer der führenden Wr. Feuilletonisten, der den Stil der Wr. Schule des Feuilletons wesentl. mitprägte. 1859 arbeitete er für „Die Presse“ in Paris, verließ aber Anfang 1862 die Ztg. und übernahm zunächst die Leitung des Feuilletons der Tagesztg. „Der Botschafter“, das als offiziöses Bl. bes. die Politik →Anton v. Schmerlings unterstützen sollte. Im März desselben Jahres wurde er Hrsg. und Chefred. der Ztg., deren Einfluss auf die öff. Meinung aber bescheiden blieb. U. stand in ständigem engen Kontakt zu Schmerling und durch →Max Ludwig Frh. v. Gagern auch zu →Johann Bernhard Gf. v. Rechberg u. Rothenlöwen. Der Rücktritt Schmerlings (1865) hatte die Einstellung des „Botschafters“ zur Folge und U. trat in die „Neue Freie Presse“ ein. Im Juni 1866 entsandte ihn die Ztg. als Kriegsberichterstatter in das österr. Hauptquartier, mit Jahresende schied er, vermutl. wegen Differenzen mit →Ludwig Speidel, aus der Red. aus und reiste 1867 nach Paris. Im Mai 1870 wurde U. in die Zentralkomm. zur Vorbereitung der Wr. Weltausst. berufen. Ab Oktober 1872 zunächst prov. Chefred. der amtl. „Wiener Zeitung“ (unter gleichzeitiger Ernennung zum Reg.Rat), ab 1875 def., setzte er die Bemühungen seiner Vorgänger fort, das Ansehen dieser Ztg. – bes. auf dem Gebiet des Feuilletons, der Berichterstattung über das wiss. Leben und diesbezügl. Leistungen – weiter zu heben, und konnte viele bedeutende Intellektuelle als Mitarb. gewinnen. Er schrieb zahlreiche Feuilletons, v. a. aber übernahm er das Amt des Theater- und Opernkritikers. 1878–87 verf. U. noch vier weitere, mehrheitl. hist. Romane, die von der Kritik unterschiedl. aufgenommen wurden. Nach seiner Ablöse (1900), die auf Initiative des Thronfolgers erfolgte, zog er sich verbittert in seine Villa nach Mondsee zurück. Bis 1904 erschienen seine Kritiken weiter in der „Wiener Zeitung“, seine kulturgeschichtl. interessanten Erinnerungen „Aus meinem Leben“ wurden 1908 posthum veröff. U. galt als einer der angesehensten Kenner des Wr. Sprech- und Musiktheaters, war befreundet mit →Heinrich Laube und →Franz Frh. v. Dingelstedt, Förderer und Freund Richard Wagners sowie zahlreicher Autoren, wie Henrik Ibsen, Hermann Sudermann und Gerhart Hauptmann, mit einem sicheren Urteil über schauspieler. Leistungen. 1859 Mitinitiator des Journalisten- und Schriftstellerver. „Concordia“, 1860 in dessen Vorstand. 1874 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Kl., 1900 Ritter des Leopold-Ordens und HR.