Ullepitsch, Josef (1827–1896), Naturwissenschaftler und Beamter

Ullepitsch Josef, Naturwissenschaftler und Beamter. Geb. Laibach, Krain (Ljubljana, SLO), 28. 2. 1827; gest. Wilfersdorf (NÖ), 16. 12. 1896; röm.-kath. Sohn des Bez.koär. von Laibach-Umgebung Carl Franz U. und von Elisabeth U., geb. Edle v. Wolf, Bruder von →Karl Ullepitsch Edler v. Krainfels; ab 1853 verheiratet mit Maria U., geb. Edle v. Prokopowicz (geb. 1. 2. 1826; gest. 11. 1. 1911). – Nach Besuch des Gymn. wechselte U. 1842 an das Joanneum in Graz und absolv. 1846–48 eine montanist. Ausbildung an der Bergakad. Schemnitz. Zunächst bei privaten Eisenwerken tätig, trat U. 1850 als Bergwerkspraktikant in Wieliczka in den Staatsdienst ein, wurde dann der Berg- und Hüttenverwaltung in Swoszowice, heute Krakau, und später der Berg-, Forst- und Güter-Dion. in Schemnitz zugeteilt; im Dezember 1856 Ernennung zum Kontrolleur bei der Berghptm.schaft in Laibach, ab 1857 in gleicher Funktion in Klagenfurt. Ab Ende 1866 Kontrolleur am Punzierungsamt in Prag, wurde U. 1867 als Wardein und Vorstand des Punzierungsamts nach Linz und 1872 in gleicher Funktion nach Triest versetzt. 1873 zum Oberwardein befördert, trat er 1880 krankheitshalber i. d. R. U. war zeitlebens als vielseitiger Amateur-Naturforscher auf dem Gebiet der Botanik und Zool. tätig, darüber hinaus befasste er sich mit erdwiss., speläolog. und prähist.-anthropolog. Fragestellungen. Bereits als Gymnasiast beschäftigte er sich gem. mit →Alexander Skofitz mit der Flora von Krain. In Graz legte er zusammen mit dem Mediziner Anton Rochel einen Alpengarten an, der zu den ältesten wiss. geführten Gartenanlagen der Stmk. zählte. 1862 an der Anlage des botan. Gartens in Klagenfurt beteiligt, erwarb sich U. 1869 große Verdienste um die Gründung und Bepflanzung des alten botan. Gartens in Linz, der bis 1937 bestand. I. R. wechselte U. mehrfach seinen Wohnort, um ausgedehnte botan. Stud. betreiben zu können: Zunächst erforschte er von Rohrbach im Mühlviertel aus den Böhmerwald, dann das Weinviertel in der Umgebung von Poysdorf, später von Kniesen aus die Kom. Zips und Liptau und schließl. wieder das Weinviertel in der Umgebung von Wilfersdorf. 1882–95 verf. er die meisten seiner botan. Fachpubl. wie „Der Dreisesselberg“ (in: Österr. Botan. Z. 32, 1882), „Neue Pflanzenformen aus der Zips“ (ebd. 38, 1888) und „Zur Flora der Tatra“ (ebd. 45, 1895). Auf prähist. Gebiet hatte er bereits früher u. a. „Die Pfahlbauten-Reste im Keutschacher-See“ (in: Archiv für vaterländ. Geschichte und Topographie 9, 1864) publ. U. übergab überdies Naturalien an zahlreiche öff. Institutionen und Smlgg.: Er sandte neogene Fossilien an die Geolog. Reichsanstalt in Wien, sammelte Pflanzen für die „Flora exsiccata Austro-Hungarica“ von →Anton Kerner v. Marilaun und vermittelte Schalen der in Slowenien endem., Höhlen bewohnenden Schnecke Spelaeodiscus hauffeni an viele europ. Mus. Privat sammelte er hauptsächl. Pflanzen und Conchylien. Sein umfangreiches Herbarium mit rund 15.000 Belegen vorwiegend europ. Pflanzenarten wurde 1898 von →Johann II. Fürst v. u. z. Liechtenstein angekauft und 1899 dem Botan. Mus. der Univ. Wien geschenkt. Dubletten aus dieser Smlg. wurden 1944 dem Botan. Garten und Mus. Berlin-Dahlem übergeben. U. zu Ehren wurde eine Schnecke Helix ullepitschi (1876), ein Habichtskraut Hieracium ullepitschii (1887), eine Beinwell-Hybride Symphytum x ullepitschii (1893) und eine Akelei Aquilegia ullepitschii (1908) benannt. Er war u. a. ab 1865 k. M. des Naturwiss. Ver. für Stmk., 1868 Gründungsmitgl. der Dt. Malakozoolog. Ges. und 1869 des Ver. für Naturkde. in Österr. ob der Enns sowie ab 1888 Mitgl. der Zoolog.-Botan. Ges. in Wien.

Weitere W.: s. Voss; Futák – Domin.
L.: Stafleu; W. Voss, in: Jahresber. der Staats-Ober-Realschule in Laibach … 1885, 1885, S. 33 (m. W.); I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 1896, S. 120; Nachrichtsbl. der Dt. Malakozoolog. Ges. 29, 1897, S. 104; The American Naturalist 31, 1897, S. 479; Österr. Botan. Z. 47, 1897, S. 38, 49, 1899, S. 310; Botanik und Zool. in Österr. … 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; Th. Kerschner, in: Jb. der Stadt Linz 1952, 1953, S. 37ff.; J. Futák – K. Domin, Bibliografia k flóre ČSR do r. 1952, 1960, S. 622 (m. W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; H. W. Lack – D. Wagner, in: Willdenowia 14, 1984, S. 417ff. (m. B.); UA, Wien (m. B.); Pfarre Wilfersdorf, NÖ; Nadškofijski arhiv, Ljubljana, SLO.
(M. Svojtka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 75f.
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