Ullmann von Szitány, Móric (Mór) János; bis 1825 Ullmann Mózes (Mosheh) (1782–1847), Bankier und Großhändler

Ullmann von Szitány Móric (Mór) János, bis 1825 Ullmann Mózes (Mosheh), Bankier und Großhändler. Geb. Pressburg, Ungarn (Bratislava, SK), 1782; gest. Pest (Budapest, H), 15. 9. 1847; mos., ab 1825 röm.-kath. Sohn des im späten 18. Jh. aus dem bayer. Fürth nach Pressburg eingewanderten wohlhabenden Textilhändlers Abraham Ullmann (gest. um 1823; mos.), Neffe des Rabb. Schalom Ullmann (geb. Fürth, Bayern/D, 27. 2. 1755; gest. Lakompak, Ungarn / Lackenbach, Bgld., 6. 3. 1825), Bruder von Gábor Ullmann (geb. 1792; gest. nach 1848; mos.), Großhändler, 1833–36 Vorsteher der Pester israelit. Gmd., Präs. des Israelit. Handelsstands, Anhänger der Reformbewegung und Gründer des Chortempels, Cousin von Károly U., Mitbegründer der Pester Ung. Commercial-Bank, Vater des ung. RT-Abg. Bernát Szitányi v. Szitány; 1806–32 in 1. Ehe verheiratet mit Frumet U. v. S., geb. Hirschel (gest. nach 1832; mos.), Tochter des Händlers Simon Hirschel aus Peterwardein, Scheidung 1832, ab demselben Jahr in 2. Ehe mit Borbála U. v. S., geb. Szentiványi. – U. erhielt 1805 das Niederlassungsrecht in Pest, etablierte sich als Woll-, Leder- und Tabakhändler und kam anschließend als Hoflieferant während der Napoleon. Kriege zu Vermögen. 1825 konvertiert und nob., erhielt er 1826 zusätzl. das Adelsprädikat „von Szitány“ und trennte sich 1832 von seiner ersten Frau, da sie nicht zum Christentum übertreten wollte. 1830 schlug U. die Gründung der Ersten Ung. Commercial-Bank (Első Magyar Kereskedési Bank) vor, die eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit von Wien ermöglichen sollte. Das Vorhaben führte nach einer langen Bewilligungsprozedur 1841 zur Gründung der Pester Ung. Commercial-Bank (Pesti Magyar Kereskedelmi Bank), als deren erster Präs. U. 1842–43 fungierte; 1843–46 war er Vizepräs. der Bank, die während der Revolution 1848 die ung. Nationalwährung (sog. Kossuth-Noten) emittierte. 1844 deckte U. den Großtl. des Grundkapitals der von →Lajos Kossuth v. Udvard u. Kossut initiierten Fabriksgründungs-Ges. (Gyáralapító Társaság). Er trat bes. als Investor beim Ausbau des Eisenbahnnetzes in Erscheinung. In den 1830er-Jahren beteiligte er sich am Bau der von →Salomon Mayer Frh. v. Rothschild finanzierten K. Ferdinands-Nordbahn. 1837 erhielt er die Bewilligung für die Vorarbeiten zu der Eisenbahnlinie Pest–Pressburg. 1839 gründete und finanzierte er die Ges. Ung. Central-Eisenbahn (Magyar Középponti Vaspálya Társaság), die zwischen Pest und Waitzen die erste Dampfeisenbahn-Strecke in Ungarn erbaute (Eröffnung 1846). Des Weiteren gründete U. die erste Dampfmühle in Pest, Hengermalom, und war gem. mit dem Bankhaus Rothschild am Bau der Széchenyi-Kettenbrücke beteiligt.

L.: Hdb. Rabb. 1/2; M. Életr. Lex.; Pallas; ÚMÉL; L. Löw, Zur neueren Geschichte der Juden in Ungarn, 2. Ausg., 1874, S. 107f.; J. Polya, 1841–92. Geschichte der Entstehung und des fünfzigjährigen Bestandes der Pester Ung. Commercial-Bank, 1892, passim; A Pesti Magyar Kereskedelmi Bank százéves története 1841–1941, 1941, passim; V. Bácskai, A vállalkozók előfutárai, 1989, S. 141ff.; C. Horel, Juifs de Hongrie 1825–49, 1995, S. 134ff.; dies., in: Cahiers d’études hongroises 7, 1995, S. 186ff.; The YIVO Enc. of Jews in Eastern Europe, ed. G. D. Hundert, 2008; J. Richers, Jüd. Budapest, 2009, s. Reg.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 82
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