Ullmann, Emerich (Imre) (1861–1937), Chirurg

Ullmann Emerich (Imre), Chirurg. Geb. Fünfkirchen (Pécs, H), 23. 2. 1861; gest. Wien, 9. 2. 1937; mos., 1894 Austritt aus der IKG, später röm.-kath. Sohn des Mediziners Móric U. (geb. Fünfkirchen, 1820; gest. ebd., 1875). – U. maturierte 1878 am Obergymn. der Zisterzienser in Fünfkirchen und stud. ab 1879 Med. an der Univ. Wien. 1884 Dr. med. 1884–86 zunächst Operationszögling bei →Theodor Billroth an der 1. chirurg. Univ.klinik, fungierte er dort 1886–89 als Ass. bei →Eduard Albert. 1885–86 unternahm er eine Stud.reise nach Göttingen, Leipzig und zu Robert Koch nach Berlin. 1886 stellte er sich am Inst. Pasteur in Paris als Versuchsperson zur Verfügung, um die Risikolosigkeit des von Louis Pasteur entwickelten Lyssa-Impfstoffs zu verifizieren. Nach seiner Rückkehr nach Wien setzte er diese prophylakt. Tollwutimpfung bei über 100 Patienten ein. 1891 habil. er sich als Priv.Doz. für Chirurgie, 1892–1912 wirkte er als Primar der chirurg. Abt. des Hartmannspitals und ab 1919 als ao. Prof. für Chirurgie an der Univ. Wien. 1889 führte er als einer der Ersten weltweit die operative Entfernung einer von Tuberkulose befallenen Samenblase durch. Bes. Leistungen erbrachte U. jedoch auf dem Gebiet der experimentellen Organtransplantation. Nach einer Darmtransplantation am Tier 1901 führte er im März 1902 an der 2. chirurg. Univ.klinik in Wien eine erfolgreiche Autotransplantation einer Hundeniere durch, im Juni 1902 demonstrierte er eine Xenotransplantation, wobei er erfolgreich eine Hundeniere in eine Ziege verpflanzte. Sein im selben Jahr unternommener Versuch einer humanen Nierentransplantation an einer urämischen Patientin scheiterte allerdings. Außer den Monographien „Beiträge zur Lehre der Osteomyelitis acuta“ (1891) und „Über Gewebs- und Organtransplantationen“ (1914; engl. „Tissue and organ transplantation“, in: Annals of Surgery 60, 1914) bearb. er „Die Fortschritte der Chirurgie in den letzten Jahren“ (1902) und veröff. zahlreiche Artikel, u. a. in den „Wiener medizinischen Blättern“ und in der „Wiener klinischen Wochenschrift“. Mit seiner Arbeit trug U. maßgebl. zur Entwicklung der Gefäßchirurgie und der Transplantationsimmunol. bei. Des Weiteren trat er als Kunstförderer und -sammler in Erscheinung; seine auch international beachtete Smlg. wurde 1937 versteigert. U. war u. a. Mitgl. der Ges. der Ärzte in Wien, k. M. der Société belge de chirurgie in Brüssel, der Société nationale de Médecine et des Sciences médicales in Lyon sowie der Société de Médecine in Antwerpen und erhielt mehrmals einen Ehrenpreis des französ. Chirurgenkongresses.

Weitere W. (s. auch Eisenberg): Ein Beitr. zur Frage über den Werth der Pasteur’schen Schutz-Impfungen am Menschen, in: Wr. med. Bll. 10, 1887; Mikroskop. Präparate über Transplantation von verschiedenen Abschnitten des Verdauungstractes, in: WKW 14, 1901; Experimentelle Nierentransplantation, ebd. 15, 1902; Zur Einführung der Pasteurimpfung vor 50 Jahren in Wien, ebd. 50, 1937.
L.: NFP, 11. 2. 1937 (Parte); Czeike; Eisenberg 2 (m. W.); ÚMÉL; Die Smlg. Prof. Dr. E. U., ed. L. Grünstein, 1925; Freiwillige Versteigerung. Smlg. Prof. Dr. E. U., ed. S. Kende, 1937; J. Schnitzler, in: WMW 87, 1937, Sp. 251f.; E. Lesky, in: Münchener med. WS 116, 1974, S. 1081ff.; B. Török, in: Orvosi Hetilap 115, 1974, S. 2069ff.; F. Largiadèr, in: European Surgical Research 6, 1974, S. 197ff.; Magyarok a természettudomány és a technika történetében, ed. F. Nagy, 1986; Magyar tudóslex. A-tól Zs-ig, 1997; J. Nagy, in: American Journal of Nephrology 19, 1999, S. 346ff. (m. B.); A. Gergely, Jeles magyar zsidó orvosok lex., 2. Aufl. 2001; W. Druml, in: WKW 114, 2002, S. 128ff.; J. Nagy u. a., in: Hypertonia és Nephrologia 7, 2003, S. 200ff. (m. B.); W. Druml – C. Druml, in: Journal of Nephrology 17, 2004, S. 461ff. (m. B.); Pécs lex. 2, ed. F. Romváry, 2010; D. Hamilton, A History of Organ Transplantation, 2012, s. Reg.; UA, Wien.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 78
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