Umlauff von Frankwell, Johann Karl (1796–1861), Jurist und Musiker

Umlauff von Frankwell Johann Karl Ritter, Jurist und Musiker. Geb. Mähr. Schönberg, Mähren (Šumperk, CZ), 23. 12. 1796; gest. Wien, 8. 3. 1861; röm.-kath. Sohn des Lehrers und Regenschori Vinzenz Umlauff, Vater von →Victor Ritter U. v. F.; ab 1827 verheiratet mit der Tochter des Juristen und Dekans der jurid. Fak der Univ. Lemberg Ignaz Frank. – Nach dem Besuch des Gymn. stud. U. Rechtswiss. in Olmütz und 1816–18 in Wien; 1818 Dr. iur.; 1818–21 Rechtspraktikant beim Ziviljustiz-Senat in Wien. Obwohl U., der bereits im Elternhaus musikal. erzogen worden war, nach einer Gesangsausbildung bei Johann Michael Vogl in Wien ein Engagement an das Wr. Kärntnertortheater bekam, verlegte er 1821 seinen Wirkungsbereich in die Bukowina, wo er zunächst als Rathausprotokollist des Distriktgerichts in Suczawa und 1826 als Sekr. des Kriminalgerichts tätig war. 1827 wurde er zum Rat des Stadt- und Landrechts in Czernowitz ernannt. 1829 verließ U. die Bukowina wieder, wurde Landrat im kleinpoln. Tarnów und 1836 Präses des Kriminalgerichts in Rzeszów. 1837 kehrte er als Präs. des Stadt- und Landrechts nach Czernowitz zurück, wo er 1841–49 als Dir. der phil. Lehranstalt fungierte. 1848 erhielt er den Auftrag, ein Konzept für eine neue Rechtsordnung der Bukowina zu entwerfen. 1850 übertrug man U. den Aufbau der Obergerichtskomm. und gleichzeitig die Leitung der Justizabt. der Staatsprüfungskomm. in Siebenbürgen. 1852 wurde er ins Finanzmin. nach Wien berufen, wo er an der Kodifizierung der wichtigsten Gesetze für die östl. Kronländer mitwirkte. 1853 wurde er zum Präs. des Oberlandesgerichts in Pressburg und 1856 zu jenem von Pest ernannt; 1861 i. R. Privat galt U. als ausgez. Sänger und Gitarrist, der u. a. ab 1818 mit →Franz Schubert befreundet war. Gem. mit Josef Barth, Josef Götz und Wenzel Nejebse bildete U. ein Quartett, das sich mit dem Vortrag Schubertʼscher Vokalquartette hervortat. 1821 wurden u. a. „Das Dörfchen“ und „Gesang der Geister über den Wassern“ zur Auff. gebracht. Er verf. daneben Ged., übers. zahlreiche Schubert-Lieder ins Rumän. und trug diese als Tenor auch selbst vor. Als angesehener gesellschaftl. Mittelpunkt der Stadt galt sein musikal. Salon, in dem bekannte Künstler wie →Franz v. Liszt oder →Joseph Linke verkehrten. U. war Träger des Komturkreuzes des Franz Joseph-Ordens; 1860 Erhebung in den Ritterstand.

W.: Ueber die Räthlichkeit zur Einführung des Geschworneninst. in Galizien und der Bukowina …, ed. Victor U. v. F., 1861.
L.: WZ, 6. 4. 1861; Wurzbach; Victor U. v. F., Leben und Wirken eines österr. Justizmannes, 1861; R. Jirka, Hdb. der Grabstätten von Persönlichkeiten auf dem Grinzinger Friedhof zu Wien, 1986, S. 236f.; Versunkene Dichtung der Bukowina, ed. A. Colin – A. Kittner, 1993, S. 402; P. Clive, Schubert and his world, 1997; Schubert-Enz. 2, ed. E. Hilmar – M. Jestremski, 2004 (m. B.); UA, Wien; Mitt. Vlasta Reittererová, Wien.
(E. Beck – M. Petz-Grabenbauer)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 93f.
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